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DAMASKUS/BEIRUT
Zivilisten fliehen vor den Kämpfen
(dpa/epd)
 |  aktualisiert: 30.07.2012 20:28 Uhr
Im Kampf um die Millionenmetropole Aleppo haben syrische Rebellen nach eigenen Angaben erstmals eine direkte Straßenverbindung zum Nachbarn Türkei eingenommen. Die Aufständischen eroberten am Montag eine strategische Anhöhe im Nordwesten von Aleppo, auf der sich bislang ein Kontrollpunkt der Regimetruppen befunden hatte. Das sagte der örtliche Rebellenkommandeur Abu Omar al-Halebi der Deutschen Presse-Agentur. Über die 50 Kilometer lange Route Richtung Türkei könnten nun Kämpfer und Nachschub transportieren werden.

Das türkische Militär verlegte an drei Stellen Truppen, Panzer und Raketenwerfer an die syrische Grenze, wie die Agentur Anadolu am Montag meldete. Syrische Regierungstruppen griffen den dritten Tag in Folge Stellungen der Aufständischen in der nördlichen Metropole an. Die Stadtbezirke Salaheddin und Al-Sukkari wurden bombardiert, in Salaheddin, Al-Issa und Athamija tobten darüber hinaus heftige Kämpfe am Boden, wie die syrischen Menschenrechtsbeobachter in London mitteilten.

Die schwersten Kämpfe seit Beginn der Proteste lösten eine massive Flüchtlingswelle aus. Rund 200 000 Menschen sind nach Schätzungen von Rotem Kreuz und Rotem Halbmond in den vergangenen Tagen aus Aleppo geflohen. Rund um Damaskus wurden in den vergangenen Tagen laut dem Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Rudolf Seiters, 60 Schulen zu Notunterkünften für Familien umfunktioniert, wo in kurzer Zeit 11 800 Menschen Zuflucht fanden. Der Einsatzleiter des Technischen Hilfswerks (THW) in Jordanien, Stephan Mack, sagte, in den vergangenen fünf Tagen hätten jeweils mehr als 1000 erschöpfte Flüchtlinge das größte Lager in dem Land erreicht. Vorher seien dort, nahe der Stadt Za'atari, täglich 200 bis 500 Syrer angekommen, sagte Mack im Deutschlandfunk. Das THW baut die Wasserversorgung und - entsorgung in der Zeltstadt auf. Das UN-Flüchtlingscamp kann bis zu 140 000 Menschen aufnehmen.

Über erste mögliche Erfolge der Regimetruppen im südwestlichen Salaheddin kursierten widersprüchliche Berichte. „Salaheddin wurde vollständig zurückgewonnen“, zitierte das staatliche syrische Fernsehen einen hochrangigen Militär. Die Aufständischen bestritten dies vehement. „Die Behauptung entbehrt jeder Grundlage“, sagte der Rebellenkommandeur Al-Halebi. Die Regimetruppen hätten erneut versucht, Salaheddin mit Panzern anzugreifen, seien aber zurückgeschlagen worden.

Das Militär von Präsident Baschar al-Assad hatte am Samstag eine Großoffensive gegen die Stellungen der Aufständischen in Aleppo gestartet. Die Kontrolle über die Handels- und Geschäftsmetropole gilt als entscheidend für die Erfolgsaussichten der Revolte gegen das Assad-Regime, die seit 16 Monaten anhält.

Wegen der schweren Kämpfe flohen nach Schätzungen von Hilfsorganisationen in den vergangenen Tagen Hunderttausende Menschen aus Aleppo. Viele der knapp zwei Millionen Einwohner dürften aber noch in der umkämpften Stadt festsitzen. „Niemand weiß, wie viele Menschen an Orten gefangen sind, an denen die Kämpfe weitergehen“, erklärte die UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos am Sonntag (Ortszeit) in New York. Sie forderte die Truppen des Assad-Regimes und die Aufständischen auf, Zivilisten zu verschonen und Helfern sicheren Zugang zu gewähren. Aktivisten in Aleppo teilten mit, dass bei den Kämpfen am Montag mindestens zehn Regierungssoldaten getötet wurden. Am Sonntag waren nach diesen Informationen in ganz Syrien 150 Menschen getötet worden, unter ihnen 45 Soldaten.

 
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