Wer künftig zur Zigarette greift, braucht gute Nerven. Denn die Einführung der Schockbilder von Raucherbeinen, schwarzen Lungen oder amputierten Gliedmaßen ist ein großes Stück nähergerückt. In der Nacht zum Dienstag einigten sich die Unterhändler von Europäischem Parlament und Mitgliedsstaaten auf die neuen Maßnahmen, die nach der Übernahme durch die Mitgliedsstaaten bis Mitte nächsten Jahres in Kraft treten könnten.
„Tabakwaren sollen möglichst unattraktiv für junge Menschen werden“, verteidigte der CDU-Europaabgeordnete Karl-Heinz Florenz die umstrittenen Vorschriften. Künftig müssen 65 Prozent der Vorder- und Rückseite jeder Tabak-Packung (dazu gehört auch Shisha für Wasserpfeifen) mit Warnhinweisen und Ekelbildern versehen werden. Aromatisierte Zigaretten werden komplett verboten, Menthol-Zusätze sind noch höchstens sechs Jahre erlaubt. Für weitere Zusatzstoffe gibt es ein strenges Zulassungsverfahren.
Nach monatelangem Streit zeichnet sich nun auch ab, dass elektronische Zigaretten künftig ohne Apothekenpflicht frei verkäuflich bleiben. Im Parlament werden diese Ersatzprodukte durchweg positiv gesehen, weil sie Kettenrauchern bei der Entwöhnung helfen können. Ob die Mitgliedsstaaten am Ende diese Regelung mittragen, gilt aber noch als offen.
Schon im Vorfeld hatten die großen Konzerne vor massiven Arbeitsplatzverlusten gewarnt. Dagegen wehrt sich die EU-Kommission mit dem Hinweis auf jährlich rund 700 000 Tote in der Gemeinschaft, die an den direkten oder indirekten Folgen des Rauchens sterben. Die neuen Vorschriften sollen Mitte nächsten Jahres in Kraft treten.