Nach ihrer Schlappe bei der Bundestagswahl will die Piratenpartei ihren Kurs neu ausrichten und aus dem Stimmungstief kommen: Die rund 900 Teilnehmer des Parteitags in Bremen wählten am Wochenende den Frankfurter Software-Entwickler Thorsten Wirth zum neuen Piratenchef. Zu einer Bezahlung ihrer ehrenamtlichen Vorstände konnte sich die Partei erneut nicht durchringen – Ausnahmen gelten künftig nur für Hartz-IV-Empfänger.
Die Piraten hatten nach einem rasanten Aufstieg in den vergangenen zwei Jahren und dem Einzug in vier Landtage bei der Bundestagswahl nur 2,2 Prozent erzielt. Der bisherige Piratenchef Bernd Schlömer, die erst vor einem halben Jahr ins Amt gewählte politische Geschäftsführerin Katharina Nocun und die weiteren Vorstände traten in Bremen nicht mehr an. Grund war neben der Wahlschlappe auch die Belastung durch die Vorstandsarbeit in der 30 000-Mitglieder-Partei und die oft herbe Kritik von Seiten der Basis. Schlömer appellierte in einer kurzen Abschiedsrede am Samstag an die Piraten, den neuen Vorstand durch einen „Vertrauensvorschuss, Unterstützung und ein bisschen serviceorientierte Dienstleistung“ aufbauen zu helfen.
Die Wahl des neuen Vorstands zog sich wegen langwieriger Debatten über das ganze Wochenende. Erst mit mehrstündiger Verspätung wurde am Samstag Wirth zum neuen Parteichef gekürt. Der 45-Jährige will die Piraten stärker an ihre Gründungsthemen erinnern – den Kampf für ein frei zugängliches Internet, Datenschutz und Eintreten gegen staatliche Überwachung. „Motivation ist das Gebot der Stunde.“ Es gehe nicht nur um Wahlergebnisse: „Fünf Prozent – das ist kein Ziel.“