Durch die selektive Abtreibung von Mädchen wird es in 20 Jahren in weiten Teilen Chinas deutlich mehr Männer als Frauen geben: Pränatale Geschlechtsbestimmung ist in China zwar offiziell verboten. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache: Die 2010 durchgeführte Volkszählung hat ergeben, dass auf zehn neugeborene Mädchen zwölf Jungen kommen. Schon jetzt gibt es landesweit einen Überschuss von 30 Millionen Männern im geschlechtsreifen Alter. Dieses Missverhältnis wird in den kommenden Jahren noch weiter zunehmen und wäre nicht zustande gekommen, wenn die Eltern nicht schon vor der Geburt vom Geschlecht erfahren und im Fall eines Mädchens abgetrieben hätten. Wesentliche Schuld an dieser Fehlentwicklung trägt Chinas Ein-Kind-Politik. 1981 eingeführt, um das rasante Bevölkerungswachstum zu drosseln, darf jedes Paar in der Volksrepublik seitdem nur noch ein Kind zur Welt bringen. Und weil männliche Nachkommen bei vielen Familien noch immer einen höheren Stellenwert haben, ist die Geschlechtsbestimmung ein weitverbreitetes Mittel, um die Geburt im Falle eines Mädchens zu verhindern. Felix Lee, Peking
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