Es gibt Orte, an die kann man nicht früh genug kommen. Zumindest wenn man junger Physiker ist und in seinem Leben noch etwas erreichen will. Thomas Trefzger, der heute Professor an der Würzburger Universität ist, hat den vielleicht wichtigsten dieser Orte schon früh kennengelernt: das CERN in Genf, das bedeutendste Forschungszentrum für Teilchenphysik.
Anfang 20 war er und Diplomand an der Universität Freiburg, da lockten ihn schon die kleinsten Teilchen im Universum. Ein glücklicher Zufall, dass es an seiner Hochschule eine Arbeitsgruppe gab, die am CERN forschte. Und so reiste er selbst ins Physik-Mekka und unternahm Messungen. Kein Wunder, dass seine Diplomarbeit auch über Teilchenphysik ging.
Seit dieser Zeit ist Trefzger eng mit dem CERN verbunden. Nach seiner Promotion ging es gleich wieder nach Genf – diesmal für ein halbes Jahr. Schon damals war man dort dem Higgs-Teilchen auf der Spur. Eine aufregende Zeit für den Physiker aus der badischen Stadt Wehr. „Ich habe mich von der Spannung dort mitreißen lassen“, erinnert er sich heute. Das CERN ließ ihn nicht mehr los. Heute ist Trefzger 46 und am CERN schon ein alter Hase. Mittlerweile ist er Professor und Lehrstuhlinhaber für Physik und ihre Didaktik an der Universität Würzburg. Dem Higgs-Teilchen ist er in der Zwischenzeit so nah wie noch nie gekommen. Die Forschungsgruppe, die er am CERN leitet, war an der Entdeckung des sogenannten Gottesteilchens beteiligt.
Dass Trefzger an den Urknall glaubt, heißt aber noch lange nicht, dass für ihn sämtliche Fragen nach Religion und einem Gott nicht berechtigt wären. Im Gegenteil. Seiner Meinung nach muss es etwas geben, das außerhalb des menschlichen Wissens liegt. Es muss etwas geben, das nicht aus Materie besteht und das man nicht mit den Sinnen begreifen kann. Aber schlaflose Nächte bereite ihm diese Vorstellung nun auch nicht. Glaube und Physik können sich seiner Meinung nach jedenfalls gegenseitig ergänzen.
Wenn Trefzger nicht gerade nach dem Ursprung des Universums forscht, umgibt er sich übrigens gerne mit Musik. Wagners „Lohengrin“ und „Tannhäuser“ schaut er sich an, auch Mahlers Auferstehungssinfonie nennt er. Ob es Zufall ist, dass sich diese Werke auch wieder mit den großen Fragen des Lebens beschäftigen?