Auf der eigenen Beerdigung Mäuschen zu spielen – dieser Wunsch ist zwar menschlich, aber wohl unerfüllbar. Durchaus möglich ist es jedoch, zu Lebzeiten die eigene Beerdigung zumindest zu planen und damit sicherzustellen, dass persönliche Vorstellungen umgesetzt werden. Denn die Vielfalt der Begräbnisarten und wird immer größer und Traditionen verändern sich: Längst hat nicht mehr jeder ein Familiengrab auf dem örtlichen Friedhof, das von den Hinterbliebenen liebevoll gepflegt wird.
„Es kommen viele Leute vorbei, die sich einfach mal informieren wollen“, sagt dazu Isolde Krones, Leiterin der Friedhofsverwaltung der Stadt Würzburg. Ihre Abteilung bietet Beratung darüber an, was auf den Stadtfriedhöfen möglich ist. Auch die Betreiber der Bestattungswälder Friedwald und RuheForst freuen sich über großen Andrang bei ihren Informationsveranstaltungen. Bis zu 30 Interessierte folgen beispielsweise auf dem Schwanberg (Lkr. Kitzingen) regelmäßig einem Förster, der durch den Wald führt und das Konzept der Naturbestattung vorstellt. Und es sind keinesfalls nur Leute, die kurz vor Ende ihres Lebens stehen. „Es sind alle möglichen Altersgruppen vertreten: Familien jeglicher Konstellationen, Paare jedes Alters und auch einzelne Personen“, erklärt Julia Ratzel, Sprecherin des Unternehmens Friedwald.
Auch Angela Stegerwald vom Bestattungsinstitut Welt-Bestattung in Würzburg bietet eine ausführliche Beratung an. Zwischen Ausstellungssärgen, Urnen und Grabschmuck gibt es für ihre Kunden erstmals einen Kaffee, um „die erste Hemmschwelle“ zu überwinden. Vor ihr sitzen Menschen, die durch einen eigenen Schlaganfall oder einen Todesfall in der Familie vorbelastet sind – und Menschen, die einfach mal spontan vorbeischauen. Das Angebot von Stegerwald umfasst so ziemlich alles, von der traditionellen Erdbestattung bis zur Verstreuung in einer Felsspalte. „Niemand kann einem Menschen den letzten Wunsch verbieten“, erklärt sie. „Wir versuchen alles zu erfüllen, was rechtlich erlaubt ist.“ Wenn das in Deutschland aufgrund der Friedhofpflicht nicht möglich ist, wählt sie den Weg über die Schweiz oder ein anderes Land. „Ich habe keine Präferenzen“, erklärt die Bestatterin glaubhaft. Ob Erdbestattung oder Feuerbestattung, ob Reihen- oder Seemannsgrab: „Ich sag' immer: Sprecht es mit eurer Familie ab.
“ Nur wenn Hinterbliebene den Wunsch äußern, die Urne mit der Asche des Verstorbenen mit nach Hause zu nehmen, wird sie ganz deutlich: „Das passt irgendwann nicht mehr. Da kommt ein neuer Partner, man zieht um . . . dann wandert die Urne erst in den Abstellraum und dann vielleicht auf den Dachboden. Sie wird dann zur Belastung.“
Die meisten ihrer Kunden wüssten schon ungefähr, wie sie beerdigt werden wollen. Um auch die detaillierten Wünsche schriftlich festzulegen, händigt Stegerwald einen Leitfaden mit ganz persönlichen Fragen aus. Welche Art des Sargholzes will ich? Welche Musik soll gespielt werden? Wer darf eine Rede an meinem Grab halten? Und welche Pflanzen möchte ich an meiner Grabstätte? Dieser sogenannte Bestattungs- und Vorsorgevertrag wird anschließend bei ihr und beim Kunden hinterlegt und bietet Orientierung im Ernstfall.
Jens Barczyk hat einen solchen Vertrag schon vor fünf Jahren aufgesetzt. Obwohl er damals erst Mitte 40 war, beschäftigte ihn der Gedanke bereits eine Weile. „Aber es braucht seine Zeit, das in die Hand zu nehmen“, erinnert er sich. „Wer denkt schon gern an den Tod?“ Er hat sich für die Verstreuung seiner Asche auf einer Almwiese in der Schweiz entschieden. Sein Wunsch hat nichts damit zu tun, Kosten oder die Grabpflege zu sparen. „Ich will nicht unter die Erde, sondern frei sein im Leben und im Tod“, erklärt er. Dass er sehr stark an Gott glaubt, widerspreche dem nicht. „Religion soll nicht bestimmen, wie wir auf dem Friedhof zu liegen haben.“ Seine Mutter hat vor einem Jahr ihre letzte Ruhe im Friedwald gefunden. Ihre Beisetzung war für viele Freunde und Verwandte ein so bewegendes Ereignis, dass sie seither selbst darüber nachdenken, für ihre eigene Bestattung vorzusorgen.
S. Mattis (Name von der Redaktion geändert) hat ebenfalls vorgesorgt – allerdings in erster Linie finanziell. „Es sollen keine größeren Kosten durch meinen Tod entstehen“, erklärt der 59-Jährige. Er hat eine Sterbeversicherung über 8000 Euro abgeschlossen. Die soll im Fall seines Todes die Kosten für eine Erdbestattung in einem „lustigen Sarg“, eine schöne Feier, einen guten Trauerredner und die Grabpflege abdecken. „Ich will nicht auf die billigste Variante abtreten!“, erklärt Mattis bestimmt.
Neben der Sterbeversicherung gibt es auch die Möglichkeit, das benötigte Geld auf einem Treuhandkonto zu hinterlegen. Liegt das für die Beerdigung angesparte Geld auf einem normalen Konto, könne es nämlich schon vor dem Tod zum Beispiel für die Bezahlung eines Pflegeheims herangezogen werden, gibt Stegerwald zu bedenken. Gerade ältere Menschen hätten oft die Sorge, dass ihre Wünsche aus Kostengründen missachtet werden und sie zum Beispiel eingeäschert werden, obwohl sie eine Erdbestattung wünschen. Doch Kosten sollten laut der Würzburger Bestatterin nicht bestimmen, wie jemand beerdigt wird. Deshalb bietet sie auch günstigere Särge und schlichtere Dekoration an.
Ihrer Erfahrung nach bestimmen eher Typ und Religion die Wahl der Begräbnisart. „Ist jemand zum Beispiel streng katholisch, lebt er in einem Dorf oder ist er eher der naturverbundene Bergsteiger?“ Auch die Hinterbliebenen seien unterschiedlich. Manche bräuchten einen festen Ort zum Trauern, andere könnten „anders abschließen“. Auch hier rät sie jedem, die persönliche Entscheidung mit der Familie abzusprechen.
Gut ist, wenn man dafür Zeit hat. Deshalb rät auch Isolde Krones von der Friedhofsverwaltung, sich rechtzeitig Gedanken zu machen, Wünsche anzusprechen und sich verschiedene Möglichkeiten in Ruhe anzusehen. „Die Belastung im Sterbefall ist so groß, dass es für die Angehörigen schwierig ist, Entscheidungen zu treffen.“ Ihrer Erfahrung nach falle Menschen oft ein Stein vom Herzen, wenn sie erst einmal ihre Entscheidung getroffen hätten. Das bestätigt auch Jens Barczyk: „Seitdem ich den Vertrag habe, lebe ich leichter.“ Und wenn es so weit ist, verteilt sich seine Asche „über die ganze Welt“ – ganz wie gewünscht.
Die Möglichkeiten einer Bestattung
Erdbestattung oder Einäscherung – diese Entscheidung steht am Anfang einer Vielzahl von Möglichkeiten, die eigene Bestattung zu gestalten. In Deutschland – eine gewisse Ausnahme ist Bremen – herrscht die gesetzliche Friedhofspflicht. Wer eine ausgefallenere Zeremonie wie beispielsweise eine Diamant- oder Luftbestattung wünscht, muss dafür auf Staaten mit einer anderen Gesetzeslage ausweichen. Das ist häufig die Schweiz. Erdbestattung: Der Verstorbene wird in einem Sarg auf dem Friedhof beerdigt, wahlweise im Reihengrab, Familiengrab oder auf manchen Friedhöfen auch anonym. Feuerbestattung: Der Leichnam des Verstorbenen wird zunächst in einem Krematorium eingeäschert und die Asche in eine Urne gefüllt. Die Gestaltung des anschließenden Begräbnisses ist vielfältig: • Urnenbestattung auf dem Friedhof: Urnen können auf Friedhöfen in klassischen Gräbern, in Urnennischen, auf Urnenwiesen oder auch gänzlich anonym beigesetzt werden. Einige Friedhöfe bieten auch Baumbestattungen an.
• Wald- oder Baumbestattung: In speziell gewidmeten Wäldern – in Unterfranken zum Beispiel der Friedwald auf dem Schwanberg (Lkr. Kitzingen) oder der RuheForst Rhön bei Zeitlofs (Lkr. Bad Kissingen) – kann die Urne an den Wurzeln eines Baumes bestattet werden. Es ist möglich, einen Einzelplatz oder einen gesamten Baum, zum Beispiel als Familienbaum, zu reservieren.
• Seebestattung: Die Asche des Verstorbenen wird mit einer wasserlöslichen Urne in der Nord- oder Ostsee versenkt.
• Alternative Bestattungsarten: Bei einer Luftbestattung wird die Asche des Verstorbenen von einem Heißluftballon oder Hubschrauber verstreut. Bei einer Almwiesenbestattung kann die Asche auf einer Wiese verteilt oder beigesetzt werden. Bei der Diamantbestattung wird ein kleiner Teil der Asche zu einem synthetischen Diamant geformt, der Rest in einer Urne beigesetzt. Bei einer besonderen Form der Naturbestattung wird die Asche mit Erde gemischt und zur Aufzucht eines Baumes genutzt, der dann auch außerhalb des Friedhofs eingepflanzt werden kann.