Die Bundes-Integrationsbeauftragte Annette Widmann-Mauz will nach Deutschland geflüchtete Frauen schneller in Arbeit bringen. Dadurch soll die Integration der Zuwanderer verbessert werden. Das Problem dabei ist, dass sich Frauen in vielen Fluchtländern wie Syrien und Irak hauptsächlich um die Erziehung der Kinder kümmern. Sie sollen ihnen bei uns aber als emanzipierte Mütter Vorbild sein. „Wir müssen dafür sorgen, dass besonders Frauen mit Einwanderungsgeschichte noch besser beruflich und gesellschaftlich Fuß fassen können“, sagte die CDU-Politikerin zum Auftakt der jährlichen Konferenz der Integrationsbeauftragten von Bund, Ländern und Kommunen.
Widmann-Mauz will mehr Frauen in Deutschklassen sehen und auf sie zugeschnittene Ausbildungsangebote auflegen, um den Grundstein für ein erfolgreiches Leben hierzulande zu legen. Auf der zweitägigen Konferenz in Ulm diskutieren die Fachleute über gelungene Modelle aus der ganzen Republik.
Passende Angebote bereitstellen
„Frauen sind wichtige Motoren der Integration für die ganze Familie“, erklärte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung. Sprechen Flüchtlingsfrauen gut Deutsch und verdienen ihr eigenes Geld, dann winkt die doppelte Rendite der Integration, wie es die Wissenschaftler nennen. Sie stehen einerseits auf eigenen Füßen und leben andererseits ihren Kindern die Werte der deutschen Gesellschaft, wie Fleiß und Gleichberechtigung, vor.
Was in der Theorie gut klingt, funktioniert in der Praxis bislang aber nur unzureichend. Laut dem Monitor Familienforschung des Bundesfamilienministeriums vom Januar sind unter den Flüchtlingen, die eine Stelle gefunden haben, über 80 Prozent Männer. Von den wenigen Frauen, die arbeiten, hat ein Drittel nur einen Minijob. Die Ursachen dafür liegen in ihren Herkunftsländern. In muslimischen Gesellschaften wie in Syrien, dem Irak oder Afghanistan sind berufstätige Frauen die Ausnahme.
So bringen dem Familienmonitor zufolge nur 37 Prozent Berufserfahrung mit, während es bei den Männern drei Viertel sind. Generell schlecht steht es zudem um die Ausbildung. Sieben von zehn Asylbewerbern verfügen über keine abgeschlossene Berufsausbildung. Die Werte sind für Männer und Frauen beinahe deckungsgleich. Widmann-Mauz (CDU) hatte das Problem schon früh erkannt und bereits am Jahresbeginn mit der Bundesagentur für Arbeit eine Zusammenarbeit beschlossen.
Die Arbeitsämter sollen vor allem weibliche Migranten intensiver beraten und speziell für sie passende Angebote bereitstellen. Nun will sie auf der am Montag beginnenden Fachkonferenz in Ulm mit ihren Kollegen aus Ländern und Kommunen nachlegen und für bessere Angebote trommeln. Besonders junge Mütter fallen durch das Raster, weil sie sich fast ausschließlich um den Nachwuchs kümmern. Gehen die Kinder nicht in Krippe oder Kindergarten, können sie nicht arbeiten. Gelingt das Ankommen in Deutschland nicht zügig nach der Flucht, wird es von Jahr zu Jahr schwieriger. Gastarbeiter, die nach Jahrzehnten in Deutschland kaum einen Satz auf Deutsch sprechen können, sind ein mahnendes Beispiel für Eile.
Neuankömmlinge profitieren
Derzeit profitieren die Neuankömmlinge von einer Sondersituation. Weil die Unternehmen in Deutschland im zehnten Aufschwungsjahr nach Personal hungern, haben trotz schlechter Ausgangslage vergleichsweise viele Asylbewerber einen Arbeitsplatz ergattert. Im April waren es aus den wichtigsten Herkunftsländern rund 370 000, während rund 40 000 junge Geflüchtete inzwischen eine Ausbildung machen. Gerade für das Handwerk sind sie eine Hoffnung in Zeiten des Lehrlingsmangels.
Obwohl Bund, Länder und Kommunen viel Geld aufwenden, gibt es bei der Vorbereitung auf das Leben in Deutschland Raum für Verbesserungen. Hier angekommen, erhalten Flüchtlinge 600 Stunden Deutschunterricht in den Integrationskursen. Womöglich ist das aber nicht genug, denn nur die Hälfte der Teilnehmer besteht den Abschlusstest.