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Wie gefährlich sind E-Zigaretten?
Wie gefährlich sind E-Zigaretten?       -  Die Nachrichten aus den USA verunsichern Raucher von E-Zigaretten auch hierzulande. Laut Experten sollten Verbraucher vor allem bei der Wahl des Liquids vorsichtig sein.
Foto: dpa | Die Nachrichten aus den USA verunsichern Raucher von E-Zigaretten auch hierzulande. Laut Experten sollten Verbraucher vor allem bei der Wahl des Liquids vorsichtig sein.
Von Angela Stoll
 |  aktualisiert: 19.10.2019 02:11 Uhr

Lange Zeit galten E-Zigaretten als relativ harmlose Alternative zu herkömmlichen Glimmstängeln. Doch Meldungen von mehreren Todesfällen sowie einer ganzen Serie von Lungenerkrankungen in den USA, die mit dem Dampfen in Verbindung gebracht werden, haben Verbraucher in Deutschland stark verunsichert. Bei E-Zigaretten werden Flüssigkeiten (Liquids), die sich in Kartuschen befinden, verdampft. Batteriebetriebene Heizelemente sorgen dafür, dass sich die Liquids erhitzen. Sind elektronische Zigaretten viel gefährlicher als bislang angenommen? Bringt das Inhalieren der Dämpfe ungeahnte Risiken mit sich?

„Die Situation in den USA lässt sich nicht eins zu eins auf Deutschland übertragen. Dort werden E-Zigaretten weniger stark reguliert“, erklärt Katrin Schaller, Expertin für Tabakkontrolle am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). Zwar weiß man derzeit noch nicht, was wirklich zu den Erkrankungen geführt hat. Allerdings haben offenbar viele der Patienten Liquids mit dem Cannabis-Inhaltsstoff THC verdampft. Dabei könnten äußerst gefährliche Stoffe freigesetzt worden sein und Entzündungsprozesse in Gang gesetzt haben. „THC ist hierzulande verboten“, sagt Schaller. Auch einige weitere bedenkliche Inhaltsstoffe sind nicht zugelassen. In Sicherheit wiegen können sich E-Zigaretten-Fans aber auch in Deutschland nicht. Denn die langfristigen Auswirkungen des Dampfens sind unklar: „Man inhaliert in großem Umfang Substanzen, die nicht in die Lunge gehören.“

Bundesinstitut: „Kein Grund zur Panikmache“

Für das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sind die Schreckensmeldungen aus den USA „kein Grund zur Panikmache“. Der BfR-Experte Frank Henkler-Stephani erklärt: „Das Risiko für Konsumenten in Deutschland ist aufgrund der Fälle in den USA nicht erhöht, wenn die Liquids den europäischen und deutschen Vorgaben entsprechen.“ Er betont aber auch: „Dennoch ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten.“ Aufpassen sollten Verbraucher vor allem bei der Wahl der Liquids: Statt mit selbst gekauften Chemikalien zu experimentieren rät Henkler-Stephani, auf bewährte Rezepturen und Produkte seriöser Hersteller zu setzen. Einige potenzielle Inhaltsstoffe, etwa ätherische Öle oder Rückstände von Lösungsmitteln, die manchmal in Aromamischungen verwendet werden, bergen nämlich gesundheitliche Risiken. „Ich würde nie etwas auf Lunge inhalieren, wenn Zweifel an der Herkunft, Rezeptur oder an der Einhaltung von Qualitätsstandards bestehen“, betont er.

Trotz allem: Im Vergleich mit der herkömmlichen Zigarette schneidet die elektronische noch gut ab. Im Dampf von E-Zigaretten sind nämlich keine Verbrennungsprodukte und damit wesentlich weniger Schadstoffe enthalten als in Zigarettenrauch. Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am DKFZ, sagt: „Gefährliche Stoffe entstehen vor allem beim Verbrennen der Zigaretten.“ Dabei wird ein Cocktail chemischer Substanzen freigesetzt, von denen rund 250 als giftig oder krebserregend gelten. Bei elektronischen Geräten werde dagegen nur eine Flüssigkeit zum Verdampfen gebracht. In dem Nebel (Aerosol), der dabei entsteht, fänden sich zwar ebenfalls bedenkliche Stoffe – aber in viel geringerem Ausmaß.

Inhaltsstoff wird sonst für Theaternebel verwendet

Die Zusammensetzung der Liquids ist unterschiedlich. Neben Wasser enthalten sie üblicherweise Aromen, Nikotin sowie vor allem Propylenglykol, das auch für Theaternebel verwendet wird. Die Substanz ist als Lebensmittelzusatz zugelassen – wie es sich langfristig auswirkt, wenn man den Stoff häufig inhaliert, ist aber unklar. Gesundheitsrisiken können auch von Aromen ausgehen, die den Flüssigkeiten zugesetzt sind: Zum Beispiel können manche davon Allergien auslösen. „Letztendlich weiß man aber noch wenig darüber, welche Gesundheitsrisiken der E-Zigaretten-Konsum langfristig hat“, sagt Mons. So gibt es zwar Tier- und Zellversuche, die zeigen, dass das Aerosol entzündungsfördernd wirkt und den oxidativen Stress erhöht. „Aber was bedeutet das für den Menschen? Dazu gibt es keine gesicherten Erkenntnisse“, betont sie.

Auch nikotinfreie E-Zigaretten sind laut DKFZ nicht harmlos, da sie ebenfalls bedenkliche Substanzen freisetzen können. Nikotin kann zwar süchtig machen, ist ansonsten aber gar nicht mal der Stoff, der Mons die größten Sorgen bereitet: „Nikotin ist zwar ein Nervengift, das überdosiert gefährlich ist und zum Beispiel nicht in die Hände kleiner Kinder geraten darf“, sagt die Wissenschaftlerin. „Per se ist der Stoff aber nicht sonderlich schädlich. Er erhöht eventuell das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, krebserregend ist er aber nicht.“

Wie sinnvoll ist es für Raucher, auf E-Zigaretten umzusteigen? Laut ärztlicher Leitlinie besteht der erfolgreichste Ansatz für einen Rauchstopp in einer Verhaltenstherapie, die durch Nikotinersatzprodukte ergänzt werden. Für Raucher, die damit keinen Erfolg haben, sind E-Zigaretten tatsächlich eine weniger schädliche Alternative.

Kein Wundermittel zur Tabakentwöhnung

„Experten sind sich darin einig, dass es besser ist, vollständig umzusteigen, wenn die üblichen Methoden zur Tabakentwöhnung nicht angewendet werden können oder nicht klappen“, sagt der Suchtexperte Tobias Rüther vom Klinikum der Universität München. Manchem Raucher können E-Zigaretten auch tatsächlich helfen, ganz von der Nikotinabhängigkeit weg zu kommen. Mons berichtet: „Ein Wundermittel ist es sicherlich nicht, aber man kann es probieren. Jeder Rauchstopp-Versuch lohnt sich. Was wirklich hilft, ist individuell sehr verschieden.“ Wer nicht vom Nikotin loskommt, sollte aber ausschließlich E-Zigaretten konsumieren. Denn ob der Schaden für die Gesundheit auch dann noch geringer ist, wenn man zusätzlich normale Zigaretten raucht, ist fraglich.

Unklar ist auch, inwiefern E-Zigaretten Jugendliche zum Rauchen verführen. Bislang, meint Rüther, sei er davon ausgegangen, dass sie eher eine kleine Rolle als Einstiegsdroge spielten. Große Sorgen bereitet ihm aber das neue Modell „Juul“, das unter Teenagern in den USA extrem beliebt sei. „Das Nikotin ist darin extrem hoch dosiert und geht schnell ins Gehirn“, erklärt Rüther. „Das macht sehr schnell abhängig.“ Inzwischen ist die E-Zigarette, die an einen USB-Stick erinnert, auch hierzulande erhältlich, wenn auch mit einem viel geringeren Nikotingehalt. Wie sich der Trend entwickelt, muss sich zeigen.

Wenig Studien zum Passivrauchen bei E-Zigaretten

Und wie gefährlich sind E-Zigaretten für unbeteiligte Dritte? Passivdampfen ist zwar nicht völlig harmlos, aber auf jeden Fall deutlich weniger gefährlich als Passivrauchen. „Aber dazu gibt es noch weniger Studien. Das Risiko lässt sich sehr schwer einschätzen“, sagt Mons. „Wir empfehlen auf jeden Fall, auf E-Zigaretten zu verzichten, wenn Kinder, Kranke oder Allergiker im Raum sind.“

Eine Auswahl verschiedener Modelle

Cig-a-like: Diese E-Zigaretten sehen aus wie herkömmliche Zigaretten und haben ein relativ geringes Füllvolumen sowie meist eine geringe Leistung. Oft sind es Einwegmodelle. Mid-Size-Geräte: Diese Varianten erinnern an Zigarren und bestehen aus Akku, Liquidtank und Verdampfer. Viele von ihnen lassen sich mit einem Knopf bedienen, die Verdampfer sind austauschbar.

APVs: E-Zigaretten der dritten Generation („Advanced Personal Vaporizers“) sind in der Regel größer und komplexer als ihre Vorgänger. Spannung und Leistung lassen sich meist individuell einstellen.

E-Shishas: Sie funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie E-Zigaretten. Der Unterschied besteht vor allem in der Optik. Früher handelte es sich um Einmal-Produkte mit nikotinfreien, süßen Liquids, inzwischen gibt es aber auch aufladbare Modelle.

Pod-Systeme: Kleine E-Zigarettensysteme (zum Beispiel Juul oder myblu), die an einen USB-Stick erinnern. Da es wenig Einstellmöglichkeiten gibt und bloß fertig befüllte Liquid-Kapseln (Pods) eingesetzt werden müssen, sind die Geräte leicht zu bedienen. Forscher kritisieren allerdings, dass die in einigen Systemen enthaltenen Nikotinsalze besonders stark wirken. (tol)Grundtext

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