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MENLO PARK/MOUNTAIN VIEW
WhatsApp bringt Facebook 450 Millionen Nutzer
Evangelischer Pressedienst
 |  aktualisiert: 20.02.2014 20:08 Uhr

Angeblich wurde der Deal über einem Schälchen Schoko-Erdbeeren geschlossen: Für 16 Milliarden Dollar will sich der Internetriese Facebook den Nachrichtendienst WhatsApp einverleiben. Zusätzlich versüßen sollen den Kauf weitere drei Milliarden, die Gründer und Angestellte der Start-Up-Firma in den nächsten vier Jahren in Form von Aktienoptionen erhalten (Restricted Stock Units). Der Kauf muss allerdings von der Kartellbehörde noch abgesegnet werden.

Mit gerade mal 55 Angestellten ist WhatsApp kein großer Player im Silicon Valley. Möglichkeiten zum Nachrichtenversand bietet Facebook sogar selbst. Trotzdem wollte dessen Chef Mark Zuckerberg offenbar kein Risiko eingehen, wieder einen Korb zu bekommen. Und tatsächlich gibt es gute Gründe dafür: WhatsApp hat in den fünf Jahren seines Bestehens ein Wachstum hingelegt, wie es selbst Facebook in den Anfangsjahren nicht verzeichnen konnte. In den vergangenen neun Monaten hat sich die Zahl seiner Nutzer mehr als verdoppelt. 450 Millionen Menschen nutzen den Dienst weltweit, um SMS, Bilder oder Videos zu verschicken – zu extrem günstigen Konditionen. Dass WhatsApp vor allem außerhalb der USA beliebt ist, stabilisiert Zuckerbergs Firma international.

WhatsApp bietet eine rasant wachsende Nutzerschar, die das Produkt zu 70 Prozent täglich nutzt (Facebook: 61 Prozent). Es verfügt über ein tragfähiges Geschäftsmodell, und das ohne Werbung. Anfangs setzte die Firma auf eine niedrige Gebühr für die Software. Inzwischen ist diese meist frei, dafür kostet der Service rund einen Dollar pro Jahr.

All diese Aspekte sind hochinteressant für einen Konzern, der mit seinen Nutzern in die Jahre kommt. Mit 1,2 Milliarden Profilen nähert sich Facebook in vielen Ländern einer Sättigungsgrenze. Der Konzern tut sich schwer, sein PC-basiertes Funktionsangebot an die veränderten Nutzungsgewohnheiten anzupassen – technisch, aber auch in Hinsicht auf Wünsche an Privatsphäre und Datenschutz. Der zunehmende Wechsel zu mobilen Geräten ist für Facebook ein Problem. Gerade junge Menschen entdecken daneben privatere Kommunikationsformen neu. Dafür nutzen sie einfache Anwendungen mit klar umrissenem Adressatenkreis. Diese Zielgruppe will Zuckerberg offenbar nicht verlieren: Auch seine kürzlichen Käufe Instagram und Snapchat leben davon.

Während das anzeigenfinanzierte Facebook seit jeher mit Kritik von Datenschützern lebt, betonen die WhatsApp-Gründer Brian Acton und Jan Koum den Schutz der Privatsphäre. Nachdem eine Nachricht zugestellt ist, werde sie vom Server gelöscht. Wer WhatsApp auf seinem Smartphone installiert, muss allerdings umfassende Zugriffsrechte auf seine Daten einräumen. Kritiker weisen darauf hin, dass die Übertragung nicht sonderlich sicher ist.

In einer Telefonkonferenz mit Jan Koum sagte Zuckerberg am Mittwoch, er bezweifle, dass Anzeigen der richtige Weg seien, Nachrichtendienste zu finanzieren. WhatsApp behalte sein Hauptquartier in Mountain View, Kalifornien. Es solle weiter unabhängig arbeiten. Koum versicherte, für die Nutzer werde sich nichts ändern, ein Statement, das er im WhatsApp-Blog wiederholt. Keine Aussage gab es darüber, ob Facebook und WhatsApp Nutzerdaten austauschen können.

 
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