Er spielt schon wieder Golf. Nicht die großen Runden mit 18 Löchern, sondern nur den halben Parcours – und wenn es ihm zu beschwerlich wird, dann nimmt er für den nächsten Weg zum nächsten Abschlag auch mal eines der kleinen Elektrowägelchen. Für einen Patienten, bei dem vor knapp einem Jahr eher zufällig eine akute Leukämie entdeckt wurde, sieht Guido Westerwelle allerdings schon wieder erstaunlich fit aus. Die Bilder vom Weltfest des Pferdesports am Wochenende, das sein Lebensgefährte Michael Mronz mit organisiert hat, zeigen ihn lächelnd und ohne die Mütze, die er bei seinem letzten Auftritt in Aachen noch trug.
Inzwischen sind die Haare nachgewachsen und auch sonst scheint der früheren Außenminister die Chemotherapie und die Knochenmarkstransplantation im Herbst gut weggesteckt zu haben. Mehr als vier Monate lag er im Krankenhaus, ehe er sich zur Erholung nach Mallorca zurückzog. Auf seiner Facebook-Seite betonte er am Montag: „Ich bin zuversichtlich“ Und: „Es wird wieder werden.“ Einen Besuch des Parteitages vor gut zwei Wochen in Berlin hat der ehemalige FDP-Chef sich gleichwohl verkniffen – allerdings weniger aus gesundheitlichen denn aus politisch-solidarischen Gründen. Der Krebspatient Westerwelle zurück bei der FDP, mitten unter den Delegierten seines nordrhein-westfälischen Landesverbandes: Mit einem solchen Auftritt, das weiß ein Medienprofi wie der 53-Jährige, hätte er dem neuen Parteivorsitzenden Christian Lindner nur die Schau gestohlen. Deshalb hat er es gelassen und Lindner zu seiner Wiederwahl von zu Hause aus gratuliert.
Abendessen mit Angela Merkel
Auch in Berlin ist Westerwelle inzwischen wieder häufiger anzutreffen. Mit Bundeskanzlerin Angela Merkel war er vor kurzem bei einem Nobelitaliener essen, auch um seine Stiftung für internationale Politik mit Sitz am Kurfürstendamm kümmert er sich allmählich wieder. Eine Rückkehr in die Politik allerdings wird es nicht geben, selbst wenn Guido Westerwelle das irgendwann noch einmal wollen sollte. Mit der Wahlniederlage 2013, hat sein Nachnachfolger Lindner gerade erst im Interview betont, habe der Wähler der FDP nicht nur einen politischen Neuanfang verordnet, sondern auch einen personellen.
