In Deutschland werden nach einem „Spiegel“-Bericht Rezeptdaten von Millionen Ärzten und Patienten ausgespäht. Das süddeutsche Apothekenrechenzentrum VSA verkaufe unzureichend verschlüsselte Patientendaten an den US-Datenhändler IMS Health, berichtet das Magazin unter Hinweis auf vertrauliche Dokumente. Diese belegten, dass sich der 64-stellige Schutzcode leicht auf die tatsächliche Versichertennummer zurückrechnen lasse. IMS Health dementierte am Sonntag: Weder das US-Unternehmen selbst noch seine Kunden interessierten sich für die Namen einzelner Patienten.
„Anonymisierte Daten werden von IMS Health keinen Ärzten, Apothekern oder Patienten zugeordnet“, sagte der Geschäftsführer von IMS Health Deutschland, Frank Wartenberg. Es sei auch nicht zutreffend, dass Patientendaten verschleiert werden oder rückrechenbar seien. Bayerns Datenschutzbehörde habe das Verschlüsselungsverfahren geprüft.
Der „Spiegel“ berichtet, IMS Health verfolge die Krankheiten von 42 Millionen gesetzlich Versicherten in Deutschland und von über 300 Millionen Patienten weltweit. Die Daten verkaufe IMS unter anderem an Pharmafirmen als Basis für Verkaufsgespräche bei Ärzten.
Dem Magazin liegt demnach ein Angebot von IMS an den französischen Pharmakonzern Sanofi-Aventis vom April 2012 vor. Darin biete IMS die Informationen aus Insulinrezepten „patientenindividuell“ für 86 400 Euro an. Schleswig-Holsteins oberster Datenschützer Thilo Weichert hatte den Handel mit Rezeptinformationen als einen der „größten Datenskandale der Nachkriegszeit“ kritisiert.