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PARIS
Wenn das Meer wärmer und sauer wird
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Newsdesk Aktuelles
 |  aktualisiert: 07.12.2015 03:53 Uhr

Das bekannteste Tier, dessen Existenz von der Klimaerwärmung bedroht wird, ist der Eisbär. Um Ringelrobben und andere Beutetiere zu jagen, ist er auf Packeis angewiesen. Aber Eisschollen werden im arktischen Sommer immer seltener. Denn die Lufttemperaturen in der Arktis sind in den vergangenen 100 Jahren um fünf Grad gestiegen. Die Folge: Das Meereis geht dramatisch zurück, der Eisbär verliert seinen Lebensraum.

Dass es in der Nordsee immer weniger Kabeljau gibt, hat ebenfalls mit dem Klimawandel zu tun. Denn die Wassertemperaturen haben sich erhöht. Deswegen sind die beliebten Speisefische nach Norden abgewandert. Die Hochseefischer müssen in höhere Breiten ausweichen.

Folgen oft nicht beachtet

Muscheln und andere Schalentiere, so haben Meeresforscher festgestellt, können keinen so festen Kalkpanzer mehr bilden wie bisher. Das hängt damit zusammen, dass aus der Luft immer mehr Kohlendioxid in den Ozean gelangt und damit das Wasser in den oberen Schichten versauert. Die Konsequenzen sind noch gar nicht absehbar.

Schwindender Lebensraum, Erwärmung und Versauerung – diese drei Beispiele stehen für die oft wenig beachteten Folgen der vom Menschen verursachten Klimaveränderung in den Weltmeeren. Andere Konsequenzen, die in den Berichten der im UN-Auftrag tätigen Klimaforscher beschrieben werden, sind dagegen geläufiger: Zunahme der extremen Wetterlagen, das heißt also mehr Dürreperioden und Extremniederschläge, Verschiebung der Klimazonen, geminderte Erträge von Weizen und Mais, Knappheit an Trinkwasser, Anstieg des Meeresspiegels.

Vor diesem Hintergrund beginnt am Montag in Paris der 21. Klimagipfel der Vereinten Nationen. Vertreter aus 195 Staaten werden darüber beraten, wie der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf zwei Grad Celsius begrenzt werden kann. Nur dann, sagen Wissenschaftler, bleiben die Auswirkungen in einem beherrschbaren Rahmen.

Vor 23 Jahren, auf dem Erdgipfel in Rio de Janeiro ist 1992 der Verhandlungsprozess gestartet worden. Antreiber war damals Bundeskanzler Helmut Kohl, weitere Teilnehmer waren unter anderem US-Präsident George Bush und der französische Staatschef François Mitterrand. Aufgeschreckt von der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass die Temperaturen auf dem Planeten steigen, weil die Menschheit zu viel Kohlendioxid produziert, besiegelten insgesamt 115 Staats- und Regierungschefs damals die Klimarahmenkonvention. Darin formulieren sie das Ziel, „die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau zu erreichen, auf dem eine gefährlich anthropogene Störung des Klimasystems verhindert wird“.

Seit 1995 gibt es die jährlich stattfindenden Konferenzen der Vertragsstaaten, abgekürzt COP (Conference of the Parties). Erster Höhepunkt war 1997 im japanischen Kyoto: Dort wurde erstmals ein Abkommen vereinbart, in dem sich die Industriestaaten verpflichteten, ihre Treibhausgase um fünf Prozent zu reduzieren. Da die USA nicht mitmachten, blieb der Auftrag an den Mitgliedsstaaten der EU und an Japan hängen. Zweiter Höhepunkt war 2009 in Kopenhagen: Alles schien vorbereitet, das Nachfolgeabkommen für das ausgelaufene Kyoto-Protokoll abzuschließen.

Doch auf der Konferenz gelang keine Einigung, obwohl sich US-Präsident Barack Obama persönlich ins Zeug warf. Aber die USA und China, die beiden größten Treibhausgas-Emittenden auf dem Globus, fanden nicht zueinander.

Das soll jetzt in Paris nachgeholt werden. Von verbindlichen Quoten wie im Kyoto-Protokoll ist allerdings nicht mehr die Rede. Jetzt formulieren die Staaten ihre Ziele selbst. 177 Nationen haben Minderungspläne vorgelegt. Doch häufig fehlte es am nötigen Ehrgeiz. Viele dieser „Intended Nationally Determined Contributions“ seien „so vage formuliert, dass sie womöglich auf Dauer keinen Bestand haben“, sagte Ottmar Edenhofer, Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, der Wochenzeitung „Die Zeit“. Auch EU-Klimakommissar Miguel Arias Canete fürchtet, „dass wir am Ende eine Minimalvereinbarung haben“.

Es bleibt nicht bei zwei Grad

Nach Angaben der Bundesregierung würden die gemachten Zusagen bei voller Umsetzung den Temperaturanstieg auf lediglich 2,7 bis 3,4 Grad begrenzen – statt der angestrebten zwei Grad. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks gibt sich aber zuversichtlich, dass die Staatengemeinschaft nach Paris die Minderungsziele weiter ausbaut.

Die Szenarien des Weltklimarats bleiben damit weiter aktuell. Das Expertengremium der UN rechnet in seinem jüngsten Sachstandsbericht mit einer Erhöhung der mittleren globalen Temperaturen an der Erdoberfläche bis zum Jahr 2100 um bis zu 5,4 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit (ein Plus von rund einem Grad ist bereits erreicht). Der Meeresspiegel könnte im selben Zeitraum um bis zu 82 Zentimeter ansteigen (rund 19 Zentimeter sind bereits Realität).

Das trifft dann nicht mehr nur den Eisbären, sondern direkt den Menschen.

 
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