Die Gerüchteköche brodelte schon vorher – aber zunächst lief „Wetten, dass . . .?“ so routiniert an wie immer. In Europas größter Samstagabend-Show hat immer zuerst ein Würzburger das Wort: Seit 15 Jahren begrüßt Michael „Kuddel“ Betz – einst Moderator bei Radio Charivari, dann beim Bayerischen Rundfunk und ZDF – mit seiner markanten Stimme die Zuschauer und stellt Gastgeber und Schauplatz vor.
Das letzte Wort hat zweieinhalb Stunden später Markus Lanz – noch ahnte keiner, dass er das Ende der Sendung nach 33 Jahren verkünden würde. Es gab die eine oder andere Wette, Cameron Diaz zupfte an ihrem zu engen Kleid herum. Veronica Ferres verkündete ihre baldige Hochzeit und zwei Jungs waren untröstlich, dass sie ihre Wette verloren.
Eigentlich war alles wie immer. Man konnte auf der Couch gemütlich vor sich hin dämmern wie stets am Samstagabend. Seltsam schien nur, dass alle Gäste in Schwarz gekleidet waren, als nähmen sie an einer Beerdigung teil – und alle so höflich mit dem Moderator umgingen, als hätten sie den Spruch „über Tote sollte man nichts als Gutes sagen“ im Ohr.
Viele der (einst 24, jetzt knapp sieben Millionen) Zuschauer werden bis 22.50 Uhr schon entschlafen sein, als Lanz die Sendung mit fast beiläufigen Worten schloss. „Wir sehen uns am vierten Oktober wieder - mit den letzten drei Ausgaben von „Wetten, dass..?“
Sofort begannen in den Wohnzimmern und im Internet die Spekulationen. Die letzten drei für 2014? Oder für immer? „Ich war nicht prinzipiell überrascht,“ sagt Michael Betz am Sonntag auf Anfrage. „Mich hat nur der Zeitpunkt ein wenig gewundert. Das ist aber leider eine Folge der Entwicklung im Fernsehen: Nur noch die Quote zählt. Und wenn die bei so einem Flaggschiff so runtergeht, wird es versenkt.“
Betz in 15 Jahren viele schöne Momente der großen Zeit der Show mit Thomas Gottschalk miterlebt. In diesen goldenen Tagen – in denen Geld keine Rolle zu spielen schien – wurde er dank seiner markanten Stimme nur für seine paar Sätze zur Begrüßung eigens zu den Sendungen auf Mallorca, in Paris oder Wien eingeflogen. Gottschalk hat er als Profi ohne Allüren in Erinnerung, „locker, team-orientiert, kein bisschen arrogant.“ Danach hätten sich Mitarbeiter und Gäste oft bei einer After-Show-Party entspannt, „bei der wir viel Spaß hatten“, erinnert sich Betz. „Da stand man plötzlich am Bistro-Tisch mit Hape Kerkeling, Boxer Arthur Abraham und Barbara Schöneberger zusammen und hat sich toll unterhalten.“ Besonders faszinierend fand Betz „die Wetten mit Köpfchen“. Das seien „irre Sachen gewesen, wie manche aus dem Gedächtnis mit Zahlen jonglierten, viel spannender als manche Sportwette“.
Seit zwei, drei Jahren lief die Sendung aber erkennbar auf Sparkurs. Betz durfte seine Anmoderation vom heimischen Studio in Würzburg aus sprechen – auch an diesem Samstagabend. Dass die Sendung nun eingestellt wird, macht ihn traurig, aber nicht arbeitslos. „Es war gut für die Reputation, wenn man sagen konnte: Bei Wetten, dass . . .? hörst du zuerst mich. Aber ich habe mir nie was darauf eingebildet – auch wenn es Europas erfolgreichste Fernsehshow war.“ Für ihn war das ein Türöffner, längst hat der gefragte Radiomoderator Engagements als Sprecher im ZDF-Fernsehgarten und bei Carmen Nebel. Daneben spricht er mit seiner modulationsfähigen Stimme auch Werbung. „Um meine Zukunft muss sich niemand Sorgen machen,“ betont der Würzburger.
Ob das für Lanz auch gilt? Die letzte Sendung kommt am 13. Dezember aus Nürnberg. „Ich bin fast sicher, dass ich da noch einmal live dabei bin,“ hofft Michael Betz.