Der umstrittene Biosprit ist nach Einschätzung der Welthungerhilfe nicht alleiniger Verursacher der weltweiten Nahrungsmittelkrise. Auslöser seien daneben die weltweiten Spekulationen mit Nahrungsmitteln, die verfehlte Agrarsubventionspolitik der Industrieländer und die ständig wachsende Futtermittelproduktion für die Fleischindustrie, sagte die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, am Donnerstag in Berlin. Sie warne deshalb vor einer Verengung der Debatte.
Trotzdem halte sie einen vorläufigen Produktionstopp des Biosprits E10 in Deutschland für richtig. Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) hatte sich vergangene Woche wegen der weltweit steigenden Nahrungsmittelpreise für einen E10-Stopp ausgesprochen. „Erst der Teller, dann der Tank“, müsse das Credo lauten, betonte Dieckmann. Wenn sich abzeichne, dass durch Biokraftstoffe die weltweite Hungerkrise weiter verschärft werde, müssten Entscheidungen wie die von der EU vorgegebenen Quoten für Biosprit-Beimischungen überdacht werden. Als positives Beispiel nannte sie Brasilien, wo je nach Bedarf Agrarerzeugnisse flexibel eingesetzt werden. Das Konzept, Energie aus Pflanzen zu gewinnen, hält Dieckmann grundsätzlich für sinnvoll. Besonders in den ärmeren Staaten und Entwicklungsländern sollte Kleinbauern damit ein Einkommen verschafft und der Energiebedarf der Staaten bedient werden.