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BERLIN
Weg für Nord Stream frei?
Bernhard Junginger
 |  aktualisiert: 02.04.2019 10:59 Uhr

Der Bau einer gigantischen Pipeline, durch die künftig noch mehr russisches Erdgas über die Ostsee nach Deutschland gepumpt werden soll, scheint kaum mehr aufzuhalten zu sein.

Denn obwohl US-Präsident Donald Trump Deutschland für das Nord-Stream-2-Projekt zuletzt heftig attackiert hat, plant er offenbar keine Sanktionen gegen beteiligte Unternehmen.

Diesen Schluss zieht Johann David Wadephul (CDU), der außenpolitische Berater der Unionsfraktion im Bundestag. Und er ist darüber alles andere als glücklich. Gegenüber dieser Redaktion sagte er: „Auch wenn man nach den Äußerungen von Präsident Trump während der Pressekonferenz mit dem russischen Präsidenten Putin in Helsinki davon ausgehen muss, dass Nord Stream 2 gebaut wird, habe ich weiterhin große Bedenken: Das Projekt verfestigt Deutschlands Abhängigkeit von einem fossilen Energieträger und dem Lieferanten Russland.“ Beides sei ökonomisch und ökologisch nicht sinnvoll, so Wadephul. Deutschland bezieht aktuell rund 40 Prozent des verbrauchten Erdgases aus Russland.

Nach dem Treffen von Trump mit dem russischen Präsidenten Putin am Montag in Helsinki war nicht mehr die Rede von drohenden Strafmaßnahmen durch die USA, die die gut 1200 Kilometer lange Rohrleitung vom russischen Portovaya durch die Ostsee bis nach Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern noch verhindern hätten können. Ändert Trump seine Meinung nicht plötzlich wieder, was ja durchaus vorkommt, wäre der Weg für das umstrittene Vorhaben frei.

Eingefädelt hatte das Geschäft der ehemalige Bundeskanzler und Putin-Freund Gerhard Schröder. Der SPD-Mann ist heute Vorsitzender der Nord Stream AG, an der der staatsnahe russische Gazprom-Konzern die Mehrheit besitzt. Fünf westliche Firmen wie die BASF-Tochter Wintershall und die Eon-Abspaltung Uniper sind als Juniorpartner an Bord.

Im ohnehin angespannten Verhältnis zwischen Deutschland und den USA sorgte Nord Stream 2 zuletzt für immer größere Irritationen. US-Präsident Donald Trump polterte noch kurz vor seinem Treffen mit Putin, Deutschland sei ein „Gefangener Russlands“, der bald 50, 60 oder 70 Prozent seiner Energie aus Russland beziehe, dafür „Milliarden über Milliarden“ bezahle, und sich dann von der Nato vor Russland beschützen lasse, ohne selbst genug für Verteidigung auszugeben.

Trumps Ablehnung mag damit zu tun haben, dass die USA ihrerseits gern Gas nach Europa liefern würden. Das amerikanische Flüssig-Erdgas müsste mit Tankschiffen nach Europa gebracht werden – was teurer ist, als der Transport durch Pipelines.

Sorgen in der Ukraine

Sorgen vor einer zunehmenden Abhängigkeit Europas von russischen Energielieferungen haben auch osteuropäische Länder wie Polen, die baltischen Staaten und vor allem die Ukraine, die bislang ein wichtiges Transitland für russisches Gas nach Europa ist. Durch die Verlagerung der Gastransporte auf Nord Stream 2 würden der Ukraine wichtige Einnahmen wegbrechen. Russland würde die Ukraine nur allzu gern umgehen – doch zuletzt hatte sich die Bundesregierung dafür ausgesprochen, auch die Interessen der Ukraine zu berücksichtigen.

 
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