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WIEN
Was passiert, wenn es ein Abkommen gibt?
reda
 |  aktualisiert: 06.07.2015 19:23 Uhr

Der Iran und die 5+1-Gruppe (die fünf UN-Vetomächte USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien sowie Deutschland) wollen nach jahrelangen Verhandlungen über das iranische Atomprogramm endlich ein Ergebnis finden. Sollte jetzt in Wien ein Abkommen ausgehandelt werden, würden die Karten neu gemischt.

Welche Schritte folgen auf eine Einigung?

Kommt eine Einigung bis zum 9. Juli zustande, hätte der US-Kongress 30 Tage Zeit, das Dokument unter die Lupe zu nehmen. Bei einer späteren Einigung würde sich die Prüfphase auf 60 Tage verdoppeln. Allerdings können die Abgeordneten das Abkommen praktisch nicht stoppen. Auch die Vereinten Nationen müssen das Dokument entgegennehmen (indossieren). Im Auftrag der UN hatte die 5+1-Gruppe die Gespräche geführt. Der Iran müsste in den Wochen nach der Einigung seine Bestände niedrig angereicherten Urans drastisch reduzieren. Auch viele Zentrifugen zur Urananreicherung müssten abgebaut werden.

Was passiert dann mit

den Sanktionen?

Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA in Wien muss die Vertragstreue des Irans überwachen. Die Details dieser Verifikation sind einer der Knackpunkte in den Verhandlungen. Sobald die IAEA die Vertragstreue bestätigt, werden Finanzsanktionen und das Öl-Embargo aufgehoben. Der Iran, der die Einkünfte aus den Exporten dringend für die Belebung der Wirtschaft braucht, möchte eine schnelle Aufhebung aller Sanktionen. Doch die Umsetzung dürfte schrittweise erfolgen und könnte einige Zeit dauern; wie lange, ist noch unklar.

Welche Folgen hätte ein Vertragsbruch?

Würde der Iran das Atom-Abkommen nicht einhalten, würden Mechanismen in Gang gesetzt, um die Sanktionen wieder einzusetzen. Um diese Mechanismen wurde noch in der Schlussphase der Gespräche gestritten.

Welche Auswirkungen hätte ein Abkommen auf die Region?

Ein Abkommen könnte Teheran den Weg aus der internationalen Isolierung ebnen, seine Wirtschafts- und Finanzkraft stärken und ihm Mittel zur militärischen Aufrüstung geben. Das würde den schiitischen Iran als Regionalmacht stärken, zumal der Westen seine Rolle bei der Bekämpfung der sunnitischen Terrormiliz Islamischer Staat im Irak und in Syrien schätzt.

Vor allem die sunnitischen Golfländer wie Saudi-Arabien betrachten dies aber mit Sorge, denn sie sehen im Iran einen gefährlichen, auch religiösen, Rivalen. Teheran steht zudem der syrischen Regierung unter Präsident Baschar al-Assad und den Huthi-Rebellen im Jemen zur Seite, deren Entmachtung die Sunnitenmonarchien anstreben. Auch Israel fürchtet eine Stärkung des Irans, weil Teheran israelfeindliche Organisationen wie die Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah im Libanon fördert.

Hätte das Abkommen

Auswirkungen auf den Ölpreis?

Schätzungen der US-Energiestatistikbehörde EIA zufolge könnte der Ölpreis im Jahr nach dem Wegfall der Sanktionen um fünf bis 15 Dollar pro Barrel fallen, weil der Iran mehr Öl auf den Markt werfen könnte. Größere Verschiebungen sind nach Ansicht von Experten weniger wahrscheinlich. Zudem muss der Iran seine Öl-Infrastruktur erneuern.

 
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