
Früher war er nie um einen guten, oft frechen Spruch verlegen. Heute schweigt Joachim Hunold, wenn er auf die Pleite von Air Berlin angesprochen wird. Der 67-Jährige mag über den Sturzflug des von ihm einst zur siebtgrößten europäischen Airline aufgebauten Unternehmens nicht reden. Der Rheinländer gehört zwar seit seinem angeblich millionenschwer abgefundenen Rücktritt als Air-Berlin-Chef im Jahr 2011 nicht mehr dem Management der Fluglinie an. Er sitzt aber im Aufsichtsrat, was seine verbale Abstinenz erklären mag. Beobachter meinen, der einst kräftige Mann mit dem kahlen, großen Kopf und dem jovialen Lächeln sei hagerer geworden, ja all der Turbulenzen überdrüssig.
Was Hunold sicher am meisten schmerzt: Das, was der Unternehmer am besten kann, nämlich kämpfen, bringt nichts mehr. Sein Lebenswerk, das er von 1991 an zunächst als Ferienflieger nach Mallorca, aufgebaut hat, liegt in Trümmern. Das trifft auch ihn finanziell, wenn Informationen des „Spiegels“ zutreffen. Demnach hielt Hunold zuletzt noch 2,3 Millionen Aktien an Air Berlin – die kaum mehr etwas wert sind. Die Scheichs aus Abu Dhabi, mit ihrer Fluglinie Etihad Großaktionär bei Air Berlin, wollen die patriarchalische Welt des Firmen-Gründers nicht mehr am Leben erhalten.
Die eierlegende Wollmilchsau, die Feriengäste und Geschäftsreisende, Kurz-, Mittel- wie Langstrecken bedienen wollte – so etwas funktioniert nicht mehr.
Früher, als Hunold sich noch auf seine Rolle als Ferienflieger und Mallorca-Experte konzentriert hatte, galt er als Super-Unternehmer. Er ließ sich im Wohlgefühl des Erfolgs von Mitarbeitern duzen. Für sie war er „der Achim“, der auf Betriebsfesten Bier ausschenkte, Nächte durchfeierte und gegen Betriebsräte, Gewerkschafter sowie „grüne Tussis“ polemisierte.
Hunold, der mehrere Ehen hinter sich hat, ist ein Typ wie SPD-Mann Gerhard Schröder: Er kann überzeugen, Menschen motivieren und Dinge aufbauen, um am Ende anzuecken. Dabei hat der Manager und Vater von vier Kindern intensiv gelebt: Hunold machte sein Jura-Studium nicht fertig. Er kellnerte in der Düsseldorfer Altstadt und arbeitete als Roadie für eine Band von Marius Müller-Westernhagen. Dann ging es zum Urlaubsflieger LTU. Hier wurde der Aufsteiger eine große Nummer, bis er im Streit ausschied.
Später, als Hunold Air Berlin mächtig aufgepäppelt hatte, zeigte er sich gern mit den Gottschalks und Christiansens der Republik. Das ist längst vorbei. Heute arbeitet der Sylt-Fan für den Frankfurter Mittelstands-Finanzierer Rantum Capital. Sein Spezialgebiet: Transport, Touristik und Logistik. Foto: dpa