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GILZE-RIJEN
Was bekamen die Passagiere mit?
Final report on downing of MH17 to be released       -  epa04975641 (FILE) People carry a stretcher with a bodybag past the debris of a Boeing 777 Malaysia Airlines flight MH17 airplane, which crashed during flying over the eastern Ukraine region, at the crash site near Donetsk, Ukraine, 19 July 2014. The Dutch Safety Board, on 13 October 2015, will report the results of its investigation into the downing of Malaysia Airlines flight MH17 over Ukraine which killed all 298 people on board. The report is to answer whether the Boeing jet was struck by a Russia-made ground-to-air Buk missile. The aeroplane was en route from Amsterdam to Kuala Lumpur at the time of the July 17, 2014, crash. The Netherlands has taken the lead in the investigation, since most of the dead were Dutch nationals. EPA/ANASTASIA VLASOVA +++(c) dpa - Bildfunk+++
Foto: Anastasia Vlasova (EPA) | epa04975641 (FILE) People carry a stretcher with a bodybag past the debris of a Boeing 777 Malaysia Airlines flight MH17 airplane, which crashed during flying over the eastern Ukraine region, at the crash site near ...
Detlef Drewes
Detlef Drewes
 |  aktualisiert: 23.12.2015 11:58 Uhr

Hans de Borst steht fast ein wenig ehrfürchtig vor diesem Gerippe, das einmal eine stolze Boeing 777-200 war. Was er sieht, wirkt wie ein dreidimensionales Puzzle, das schreckliche Abbild des in zehn Kilometer Höhe explodierten Flugzeugs mit der Flugnummer MH 17. Luftfahrtexperten haben die Trümmer auf dem niederländischen Stützpunkt Gilze-Rijen lückenhaft zusammengesetzt. Es ist die Maschine, in die de Borsts Tochter am 17. Juli 2014 in Amsterdam stieg, um in die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur zu fliegen.

„Die Fachleute nennen ja zwei Theorien, was die Insassen angeht“, sagt de Borst am Dienstag. „Die eine lautet, dass sie wahrscheinlich nichts mehr mitbekommen haben. Die andere, dass sie womöglich noch ein paar Sekunden gelebt haben. Ich persönlich halte mich an die erste Theorie, denn es hilft mir nicht, wenn ich mir vorstelle, dass meine Tochter noch zehn Sekunden gelebt hat.“

15 Monate lang haben Experten aus sieben Ländern unter Leitung des niederländischen Sicherheitsrates versucht herauszufinden, was an diesem Tag gegen 15.20 Uhr in zehn Kilometern Höhe über dem Osten der Ukraine wirklich passiert ist. Jetzt wissen sie es. Behördenchef Tjibbe Joustra fasste gestern den Abschlussbericht zur Unglücksursache so zusammen: „Flug MH 17 stürzte ab, weil auf der linken Cockpit-Seite ein Raketenkopf explodierte.“ 298 Menschen, darunter 80 Kinder, starben.

„Es war keine Bombe an Bord, kein technischer Defekt lag vor, kein Meteorit schlug ein und keine Luft-Luft-Rakete wurde von einem Militärflugzeug abgeschossen“, bekräftigt Joustra am Dienstag. Mit Hilfe chemischer Analysen habe man Bestandteile einer BUK-M1-Luftabwehrrakete identifizieren können. Das Geschoss war mit einem 9N314M-Sprengsatz bestückt. Dieser sogenannte Fragmentations-Gefechtskopf explodierte wenige Meter neben der linken Cockpitseite, seine Geschosse durchsiebten die Außenhaut, töteten die Piloten sofort. Die Flugzeug-Konstruktion wurde „durch den enormen Luftdruck“ instabil, der 17 Jahre alte Jet brach auseinander.

Drängendste Frage ungeklärt

„Innerhalb weniger Augenblicke hatten die Passagiere und Besatzungsmitglieder das Bewusstsein verloren. Sie bekamen nichts mehr von dem Absturz mit“, sagt der Chef des Untersuchungsteams, als wolle er die anwesenden Angehörigen trösten. Doch das kann er nur bedingt. Denn die wollen mehr wissen: Wer hat diese Rakete auf das zivile Flugzeug abgeschossen?

Es ist die drängendste, die wichtigste Frage. Doch sie bleibt unbeantwortet. Schließlich sollten die Techniker nur herausfinden, was das Flugzeug in der Luft explodieren ließ, nicht wer dafür verantwortlich sein könnte. Man hatte fest damit gerechnet, dass die internationalen Ermittler deshalb schweigen würden. Doch Joustra lässt sich den Mund nicht verbieten. „Warum flog MH 17 über ein Gebiet, von dem bekannt war, dass dort ein militärischer Konflikt stattfand?“, fragt er. Minutiös zeichnet der Niederländer die Flugroute nach. 61 Airlines aus 31 Ländern insgesamt 160 Jets direkt über das Krisengebiet.

„Staaten und Fluggesellschaften müssen ihre Risiko-Analysen verbessern“, lautet die erste Schlussfolgerung Joustras. Denn die Airlines sind selbst für den Weg verantwortlich, den ihre Maschinen nehmen, solange er von der Regierung eines Krisenstaates, der Luftraumkontrolle Eurocontrol oder der Internationalen Organisation für Zivilluftfahrt freigegeben wurde. Als MH 17 explodierte, hatte niemand eine Sperrung erlassen. Die zweite Lehre fällt noch deutlicher aus: „Die Ukraine hätte ihren Luftraum viel früher für zivile Maschinen sperren müssen.“ Zwar erließ Kiew tatsächlich noch am Abend des 17. Juli ein Überflugverbot, doch die Maßnahme kam für MH 17 zu spät.

 
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