Schöne Zähne sind den Bayern viel wert: Ob Kronen, Prothesen oder Brücken – in keinem anderen Bundesland bezahlen Patienten mehr Geld für Zahnersatz aus eigener Tasche. Das geht aus dem Zahnreport der Barmer GEK hervor, der am Dienstag in Berlin vorgelegt wurde. Von den 1719 Euro, die insgesamt im Jahr 2014 je versorgtem Versicherten in Bayern ausgegeben wurden, betrug der Eigenanteil 1131 Euro – das sind 66 Prozent.
In Baden-Württemberg sieht die Datenlage ähnlich aus: Dort wurden pro Versichertem 1719 Euro ausgegeben, davon bezahlten die Patienten selbst 1097 Euro. Zum Vergleich: Im bundesweiten Durchschnitt lag der Eigenanteil bei 57 Prozent.
Die gesetzlichen Kassen beteiligen sich nur an den Kosten für die Regelversorgung; Versicherte bekommen dafür einen Festzuschuss. Statt einer Metallkrone wollen aber beispielsweise viele Patienten lieber eine vollkeramische Krone, für deren Aufpreis sie selbst zahlen müssen: Nicht einmal jeder Zehnte in Bayern entschied sich im Jahr 2014 bei einer Zahnkrone für die Regelversorgung.
Und das, obwohl eine Metallkrone nicht nur günstiger, sondern aus wissenschaftlicher Sicht auch wesentlich haltbarer ist als die vollkeramische Variante, so Michael Walter, Studienleiter des Zahnreports und Direktor der Dresdner Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus.
Komfort und Ästhetik
Der Grund, warum sich Patienten trotzdem dazu entschließen, tief in die eigene Tasche zu greifen, ist oft simpel, wie Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK erklärte: „Offensichtlich entscheiden sich immer mehr Menschen für Aspekte wie Komfort und Ästhetik, während Funktionalität und Haltbarkeit ins Hintertreffen geraten.“ Allerdings hinterfragte Straub: „Ist der Wunsch des Patienten wirklich immer der Auslöser für diese Wahl?“ Stattdessen könne auch die mangelnde Aufklärung der Patienten ein Grund dafür sein, so der Kassenchef. Zudem hänge von der Wahl der konkreten Behandlungsmethode auch die zahnärztliche Vergütung ab.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die Bundeszahnärztekammer wiesen diese Vorwürfe allerdings zurück: Wolfgang Eßner, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, erklärte, dass die Zahnärzteschaft eine Vielzahl von Informationen anbiete – unter anderem gebe es eine Internetseite speziell zum Thema Zahnersatz – und damit für maximale Transparenz sorge.
Peter Engel, Präsident der Bundeszahnärztekammer, betonte zudem: „Die Entscheidung für die Therapie ist abhängig von der Erwartungshaltung des Patienten und wird gemeinschaftlich mit dem Zahnarzt getroffen.“ Eine steigende Zahl an Patienten entscheide sich dabei für eine hochwertige Versorgung mit einem Mehr an Lebensqualität und Ästhetik.
Die Verbraucherzentrale Bayern gibt auf ihrer Internetseite Tipps, worauf Patienten beim Zahnarztbesuch achten sollten, damit sie am Ende bei den eigenen Kosten keine böse Überraschung erleben.