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BERLIN
Warum Steinmeier umziehen muss
GERMANY-PRESIDENT-KOEHLER       -  Schloss Bellevue kommt in die Jahre. Frühere Sanierungen erfolgten eher notdürftig. Jetzt muss ein dreistelliger Millionenbetrag investiert werden.
Foto: Johannes Eisele, dpa | Schloss Bellevue kommt in die Jahre. Frühere Sanierungen erfolgten eher notdürftig. Jetzt muss ein dreistelliger Millionenbetrag investiert werden.
Martin Ferber
Martin Ferber
 |  aktualisiert: 02.04.2019 12:48 Uhr

Obdachlos wird der erste Mann im Staate sicherlich nicht werden. Notfalls kann Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seinem zweiten Amtssitz residieren, der noblen Villa Hammerschmidt am Rhein in Bonn, in der von 1950 bis 1994 seine Vorgänger wohnten und arbeiteten. Gleichwohl läuft derzeit die Suche nach einer ebenso repräsentativen wie geeigneten Immobilie in Berlin auf Hochtouren, wo er seiner Arbeit nachgehen und auch Staatsgäste empfangen kann – und wo auch der Großteil seiner rund 180 Mitarbeiter untergebracht werden kann.

Denn sowohl das klassizistische Schloss Bellevue im Großen Tiergarten an der Spree als auch der erst 20 Jahre alte Neubau des Bundespräsidialamtes im Park des Schlosses, wegen seiner elliptischen Form auch „Präsidenten-Ei“ genannt, müssen nach Informationen dieser Redaktion in den kommenden Jahren umfassend saniert und modernisiert werden und sind aus diesem Grund mehrere Jahre lang eine Großbaustelle. Das für alle Baumaßnahmen des Bundes zuständige Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) bestätigte auf Anfrage.

Beim Verwaltungsgebäude des Bundespräsidialamtes, das 1998 nach Plänen der Frankfurter Architekten Martin Gruber und Helmut Kleine-Kraneburg für rund 46 Millionen Euro als erstes Gebäude des Bundes im Rahmen des Regierungsumzuges von Bonn nach Berlin fertiggestellt wurde, bestehe „bei der technischen Gebäudeausrüstung Sanierungs- und Erneuerungsbedarf, nicht zuletzt im Bereich des Brandschutzes“, sagte eine Sprecherin des Amtes.

Unter Denkmalschutz

Das unter Denkmalschutz stehende Schloss Bellevue wurde zwischen 2004 und 2005 „aufgrund des geringen zur Verfügung stehenden Zeitfensters nur in Teilen instand gesetzt“. Nun stünden weitere Instandsetzungen sowie die Erneuerung der technischen Ausstattung an, „die zum Teil aus den 1980er Jahren stammt“. Das Verwaltungsgebäude und das Schloss Bellevue seien technisch eng miteinander verbunden, so die Sprecherin weiter. „Das eine Gebäude kann nicht ohne das andere betrieben werden. Deswegen werden beide Gebäude in die künftigen Planungen miteinbezogen.“

Nach Angaben des Bundesamtes laufen derzeit „erste Vorüberlegungen“, unter anderem Machbarkeitsstudien. „Art und Umfang der erforderlichen Sanierungsmaßnahmen werden erst im Zuge der 2019 beginnenden Planungsphase erarbeitet.“ Aus diesem Grund seien noch keine Aussagen über Umfang, Kosten und den terminlichen Rahmen der Sanierungsmaßnahmen möglich. Im Haushaltsausschuss des Bundestags schätzt man, dass die Sanierungsarbeiten mindestens drei Jahre dauern werden und einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag kosten werden.

Denn im Präsidialamt entspreche der gesamte Brandschutz nicht mehr dem heutigen Standard, er müsse komplett erneuert werden. Zudem sei das Amt nach 20 Jahren „zu klein“ und „unfunktional“, kritisieren Abgeordnete. Es gebe zu wenig Büros, die Küche sei nicht für größere Empfänge ausgerichtet. Daher gebe es Überlegungen, im Rahmen der Sanierung das Amt um ein Stockwerk zu erhöhen, um weitere Büros zu schaffen. In Schloss Bellevue müsse wohl nicht nur das Dach saniert werden, sondern die gesamte Technik. So gebe es bis heute keine funktionierende Klimaanlage, was bei größeren Empfängen oder Staatsbanketten spürbare Auswirkungen habe, außerdem müsste die Heizung umfassend erneuert werden.

„Und stinken tut's immer“

Die Mitarbeiter, die im rechten Seitenflügel des Schlosses ihre Büros hätten, seien bei offiziellen Veranstaltungen in ihrem Trakt regelrecht „eingesperrt“ und könnten nicht einmal auf die Toilette gehen, da es in diesem Bereich keine gebe. „Das Schloss wurde nur in den Grundzügen funktionstüchtig gemacht“, sagt ein Abgeordneter, „jetzt versagt die Technik nach und nach.“

Roman Herzog, Bundespräsident von 1994 bis 1999, der als bislang einziges Staatsoberhaupt auch in dem Schloss wohnte, nannte Bellevue einmal eine „Bruchbude“, in der ständig der Strom ausfalle. „Und stinken tut?s immer.“ Unter seinem Nach-Nachfolger Horst Köhler wurde es 2004/05 für rund 24 Millionen Euro umgebaut und modernisiert.

 
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