Zwei Wochen nach Ostern, am 28. und 29. April, kommt Papst Franziskus in die ägyptische Hauptstadt Kairo, eingeladen durch die angesehene sunnitische Lehranstalt Al Azhar und Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi. Der Besuch, den der Vatikan am Wochenende offiziell bekanntgab, soll den christlich-islamischen und den katholisch-orthodoxen Dialog beflügeln, was dem katholischen Oberhaupt aus Argentinien seit Beginn seines Pontifikates ein besonderes Anliegen ist.
Franziskus erwidert damit die Visite des obersten sunnitischen Glaubenshüters, Großimam Ahmed al-Tayyeb, der im Mai 2016 im Vatikan war. Das katholische Oberhaupt wird auch den koptischen Papst Tawadros II. treffen, dessen Gläubige rund zehn Prozent der Bevölkerung ausmachen und immer wieder von islamischen Fanatikern attackiert werden. Im Dezember starben bei einem Selbstmordattentat des Islamischen Staates auf die Kirche St. Peter und Paul in Kairo 29 Menschen. In den letzten Wochen vertrieben die Gotteskrieger 2500 Kopten aus dem Nordsinai.
Die angekündigte Reise ist der zweite Besuch eines katholischen Oberhauptes in Ägypten. Im Februar 2000 flog Johannes Paul II. für zwei Tage nach Kairo und betete anschließend im griechisch-orthodoxen Katharinenkloster auf dem Sinai, was er allerdings nicht als Papst, sondern nur als einfacher Pilger betreten durfte.
Während des Pontifikates von Nachfolger Benedikt XVI. froren die Kontakte zwischen Vatikan und Al Azhar ein, nachdem der deutsche Theologe 2006 in seiner Regensburger Rede die Lehre des Islam mit Gewalt in Verbindung gebracht hatte. Zum offiziellen Bruch kam es, als Benedikt 2011 nach dem verheerenden Selbstmordattentat mit 23 Toten auf einen Neujahrsgottesdienst in Alexandria Ägypten aufforderte, die koptischen Christen besser vor Terror zu schützen. Al Azhar wies dies als Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes zurück.
Friedliches Zusammenleben
Franziskus dagegen vermeidet solche Kritik und wirbt für Versöhnung zwischen den beiden Weltreligionen. Christen und Muslime seien „Brüder und Schwestern“, ein friedliches Zusammenleben sei grundsätzlich möglich, betont er immer wieder. Al-Azhar-Chef Ahmed al-Tayyeb schätzt ihn deswegen als „eine Person, die in ihrem Herzen den Respekt für andere Religionen trägt“. Kürzlich im Februar beriet eine Delegation des Vatikans mit Al-Azhar-Vertretern über gemeinsame Strategien gegen religiösen Extremismus und nahm damit die vor sechs Jahren unterbrochenen Kontakte offiziell wieder auf.