Amtsinhaber Abdelaziz Bouteflika hat die Präsidentenwahl in Algerien wie erwartet mit haushohem Vorsprung gewonnen und bleibt damit weitere fünf Jahre Staatschef. Wie der Innenminister am Freitagabend bekannt gab, entfielen auf den von einem Schlaganfall gezeichneten 77-Jährigen knapp 81,5 Prozent der abgegebenen Stimmen, gefolgt von seinem wichtigsten Herausforderer, Ex-Premierminister Ali Benflis, der 12,2 Prozent erhielt.
In der Hauptstadt Algier veranstalteten Anhänger Bouteflikas, der seit 1999 an der Spitze des Landes steht, Jubelfeiern und hupende Autokorsos in den Straßen. Der unterlegene Benflis dagegen sprach von „groß angelegtem Wahlbetrug“. Auch auf Twitter überwogen die zynischen Kommentare. „Wir alle haben das kommen sehen – willkommen im Nahen Osten“, schrieb einer. „Wenn man schon die Ergebnisse fälscht, geht es nicht wenigstens ein bisschen glaubwürdiger“, textete ein anderer.
Nach Angaben des Innenministeriums lag die Wahlbeteiligung bei rund 52 Prozent und damit ein Drittel niedriger als vor fünf Jahren. Damals hatten amerikanische Diplomaten laut WikiLeaks die wahre Beteiligung auf höchstens 30 Prozent taxiert. Algeriens korrupte Administration ist dafür bekannt, die Wahlurnen in den Stunden vor der Auszählung zum Nachteil der Opposition mit Millionen illegaler Stimmzettel „zu stopfen“. Die Islamisten und eine Reihe kleinerer liberaler Parteien hatten daher das Präsidentenvotum bereits im Vorfeld als Farce abgetan und zum Boykott aufgerufen.
Der Wahltag war überschattet von schweren Jugendunruhen östlich von Algier, die sich gegen die politische Erstarrung im Land, Korruption und Arbeitslosigkeit richteten. Bei Straßenschlachten zwischen Demonstranten und Polizei gab es über 70 Verletzte, als die Menge versuchte, in Wahllokale einzudringen und Urnenbehälter in Brand zu setzen.
Seit dem Schlaganfall Bouteflikas im Frühjahr 2013 gibt es erhebliche Zweifel, ob der 77-Jährige überhaupt noch amtsfähig ist. Er kann nicht mehr laufen, am Donnerstag gab er seine Stimme stumm lächelnd und im Rollstuhl sitzend ab – der erste Auftritt des invaliden Präsidenten in der Öffentlichkeit seit zwei Jahren. Den Wahlkampf hatte er aus der Ferne von seiner Dienstvilla aus verfolgt, wo er rund um die Uhr gepflegt wird. Als Programm für seine kommende Amtszeit ließ er seinen politischen Sprecher einen Brief an die Bevölkerung verlesen, in dem er seinen 38 Millionen Landsleuten eine „breite Demokratie“ versprach.
Seine innenpolitischen Kritiker dagegen werfen ihm vor, nur noch eine Marionette der eigentlich Mächtigen zu sein, die seit der „dunklen Dekade“ des Bürgerkriegs mit 200 000 Toten hinter den Kulissen die Strippen ziehen. „Le Pouvoir“ („die Macht“) nennt die Bevölkerung diese namen- und gesichtslose Clique aus Generälen, Geheimdienstlern und staatlichen Wirtschaftsbossen, die die Reichtümer des nordafrikanischen Mittelmeeranrainers kontrollieren.