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BERLIN
WAHL-BLOG: Duell mit Currywurst
Martin Ferber
 |  aktualisiert: 02.09.2013 20:12 Uhr
Die letzten Meter vom S-Bahnhof Adlershof zum Fernsehstudio werde ich gefahren. Thomas Strobl, der stellvertretende CDU-Vorsitzende und Chef der Südwest-CDU aus Heilbronn, der ebenfalls auf dem Wege zum TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem Herausforderer Peer Steinbrück ist, hält an und nimmt mich spontan in seinem Wagen mit. So komme ich ein paar Minuten schneller ins Studio, wo zwei Stunden vor Beginn des Duells bereits viel los ist.

Fürs leibliche Wohlergehen ist für die Gäste und Beobachter gesorgt. Direkt vor dem Studio hat "Curry 36" eine mobile Bruzzelbude aufgebaut, wo es die legendären Currywürste gibt, daneben schenkt eine Berliner Brauerei ihr Bier aus, drinnen gibt es frische Pasta mit verschiedenen Soßen und die Südliche Weinstraße bietet Wein und Sekt an. Die früheren CDU-Generalsekretäre Peter Hintze und Ruprecht Polenz sowie der amtierende General Hermann Gröhe sind begehrte Gesprächspartner und geben ihre Einschätzungen zu Besten, Arbeitsministerin Ursula von der Leyen plaudert entspannt mit Parteifreunden, Finanzminister Wolfgang Schäuble ein paar Meter weiter ebenso, Umweltminister Peter Altmaier twittert, was das Zeug hält. Eher spärlich sind die Sozialdemokraten vertreten, der Kieler Ministerpräsident Torsten Albig, der als früherer Pressesprecher Steinbrücks den Kanzlerkandidaten wie kaum ein anderer kennt, ist stets umringt. Im Getümmel sind auch Promis wie die Schauspielerin Uschi Glas, der frühere Tennisstar Michael Stich, Ex-Fußball-Nationalspieler Christoph Metzelder oder "Prinzen"-Sänger Sebastian Krumbiegel und die DJane Marusha zu sehen, die es sichtlich genießen, dass so viele Kameras auf sie gerichtet sind.

Ach ja, um Politik geht es auch. 90 Minuten verfolgen die rund 800 Gäste gespannt und aufmerksam das Duell auf den Großbild-Monitoren. Anfangs jubelt der Peer-Steinbrück-Fanclub der SPD noch bei jedem Satz, den der Kanzlerkandidat einigermaßen korrekt zu Ende bringt, doch je länger sich die Auseinandersetzung zieht, umso ruhiger werden seine Anhänger. Nur Generalsekretärin Andrea Nahles erregt sich lautstark, dass Merkel viel mehr Redezeit erhalte als der Herausforderer, dies sei eine klare Benachteiligung.

Etwa 20 Minuten nach 22 Uhr taucht Angela Merkel kurz mit großem Gefolge bei ihren Anhängern auf. Wolfgang Schäuble gratuliert ihr, Ursula von der Leyen herzt sie. Auf die Frage eines Journalisten, wer denn das Duell gewonnen habe, antwortet sie spontan: "Ich glaube, Deutschland hat gewonnen." Und schon ist sie wieder weg. Von Peer Steinbrück hingegen ist nichts mehr zu hören und zu sehen, er zieht sich mit seinen Anhängern zurück, wohl wissend, dass er zwar nicht verloren, aber doch nicht wirklich gewonnen hat.

Schnell leert sich das Studio. Draußen gibt es noch immer Currywürste und Bier. Zum S-Bahnhof Adlershof muss ich laufen. Immerhin, die Curry hat geschmeckt. Und in spätestens vier Jahren gibt's wieder ein Duell. Wer sich dann wohl gegenübersteht? Sigmar Gabriel und Angela Merkel? Hannelore Kraft und Ursula von der Leyen? Oder Horst Seehofer und Winfried Kretschmann? Das ist das spannende an der Politik, dass es immer wieder anders kommt als man denkt.
 
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