Es gab Zeiten, da wurde Asma al-Assad mit Prunk und Pomp im Buckingham-Palast empfangen. Sie schüttelte 2002 Königin Elizabeth II. die Hand, und ihr Mann stand lächelnd daneben. Als „Rose in der Wüste“ wurde die attraktive Frau noch vor sechs Jahren von der Modezeitschrift „Vogue“ gepriesen. Just in diesem Monat brach der syrische Bürgerkrieg aus und die First Lady, Teil des brutalen Assad-Clans, wurde von der verehrten Hoffnungsträgerin zur verhassten „First Lady der Hölle“, wie Medien die 41-Jährige bezeichnen. Asma al-Assad stand stets zu ihrem Mann, verteidigte gar das Handeln der Regierung in Damaskus und attackierte den Westen mit scharfen Worten. Macht sie das zu einer Komplizin von Kriegsverbrechern?
Um diese und ähnliche Fragen geht es derzeit in Großbritannien. Denn Asma al-Assad war unter Freunden und Bekannten einmal besser bekannt als Emma Akhras, so ihr englischer Rufname. Die Tochter einer syrischen Diplomatin und eines Kardiologen ist in West-London geboren und aufgewachsen, hält bis heute einen britischen Pass. Und obwohl die EU 2012 ein Europa-Einreiseverbot verhängt hat, kann sie theoretisch jederzeit ins Königreich kommen.
Einige Parlamentarier auf der Insel fordern nun, dass man ihr die Staatsbürgerschaft aberkennt. Der konservative Abgeordnete Nadhim Zahawi bezeichnete die Präsidentengattin als eine von Bashars „Ober-Cheerleaderinnen“ in seiner „mörderischen Unterdrückungskampagne“.
Tatsächlich nutzt sie soziale Medien als Plattform, um die „Märtyrer“ des Regimes zu loben und den Westen zu beschuldigen, Lügen zu verbreiten. Derweil porträtiere sie laut Zahawi das Leben in dem kriegsgeschüttelten Land „auf glückselige Weise normal“.
Mehr noch: Auf Fotos umarmt sie, eingekleidet in Designerklamotten, lächelnde Kinder in Schulen oder tröstet Mütter aus Aleppo, die zu ihr aufschauen und sich an ihr anlehnen. Zu Propagandazwecken inszeniert sich Asma, die selbst drei Kinder im Teenageralter hat, als „Mutter aller“, während in ihrem Land Tausende Kinder auf barbarische Weise ermordet, vergast und verwundet werden – mutmaßlich auf Anweisung ihres Ehemanns Baschar al-Assad.
„Unverantwortliche Tat“
Nach dem Vergeltungsschlag der USA für den Einsatz von Giftgas in Khan Scheikhun schrieb sie, dass das, was Amerika getan habe, eine „unverantwortliche Tat“ sei, die lediglich „Kurzsichtigkeit“, „einen begrenzten Horizont“ sowie „eine politische und militärische Blindheit gegenüber der Realität“ widerspiegele. Dabei wurde das Paar früher nicht nur in Großbritannien hofiert. Insbesondere die modern auftretende Asma al-Assad schürte Hoffnung im Westen. Sie besuchte in London eine Eliteschule, studierte Informatik und französische Literatur am renommierten Kings College, arbeitete dann als Analystin bei der Deutschen Bank und als Investmentbankerin bei JP Morgan. Die Heimat ihrer sunnitischen Familie kannte sie lediglich von Urlauben. Die Beziehung zu Baschar begann, als er während seines Medizinstudiums in der britischen Hauptstadt lebte. Im Dezember 2000 heirateten die beiden, sie war 25 Jahre alt und trug fortan ihren arabischen Namen.
Ihr Mann hatte einige Monate zuvor nach dem Tod seines Vaters die Präsidentenrolle übernommen. Asma sorgte in der Beziehung für den Glamour und den scheint sie sich auch in Kriegszeiten bewahren zu wollen. Gehackte E-Mails machten 2012 öffentlich, wie Asma im Internet auf Shoppingtour ging. Von einer venezianischen Glasvase aus dem Londoner Luxus-Kaufhaus Harrods über edle Designerschuhe von Louboutin bis hin zu teuren Möbeln und Kronleuchtern – die stets gestylte First Lady gab Zehntausende Pfund aus. Daraufhin wurde ihr Vermögen in Europa eingefroren.
Exil-Angebote abgelehnt
Es liegt nun an der britischen Innenministerin Amber Rudd, über den Fall zu entscheiden. Da Asma al-Assad auch die syrische Staatsbürgerschaft besitzt, wäre eine Aberkennung der britischen nicht illegal. Die Behörden müssten laut Gesetz jedoch nachweisen, dass ein Entzug des Passes „für das Allgemeinwohl förderlich ist“, heißt es.
Nach eigenen Angaben hat die Frau des syrischen Machthabers alle Angebote, ins Exil zu gehen, abgelehnt und wohnt wahrscheinlich noch immer mit ihrer Familie in Damaskus. Der Abgeordnete Nadhim Zahawi fordert trotzdem ein starkes Signal Großbritanniens: „Asma al-Assad sollte nie wieder in unserem Land willkommen sein.“