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WÜRZBURG
Von Clausnitz nach Würzburg?
Clausnitz       -  Bleiben oder gehen: Der Flüchtlingsjunge Ramzi Khatoum beobachtet Menschen vor seiner Unterkunft in Clausnitz (Sachsen).
Foto: Z1031/_Jan Woitas (dpa-Zentralbild) | Bleiben oder gehen: Der Flüchtlingsjunge Ramzi Khatoum beobachtet Menschen vor seiner Unterkunft in Clausnitz (Sachsen).
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:57 Uhr

Nach rassistischen Protesten gegen ankommende Flüchtlinge im sächsischen Clausnitz und dem umstrittenen Polizeieinsatz hat das „Würzburger Bündnis für Zivilcourage“ eine Verlegung der Asylsuchenden nach Würzburg ins Spiel gebracht. Als Mitglied des Sprecherrates formulierte Studentenpfarrer Burkhard Hose am Montag ein entsprechendes Gesuch an die Stadt. Hintergrund ist der Besuch einer Würzburger Gruppe von vier Flüchtlingshelfern am Sonntag in Clausnitz.

Spontan am Wochenende initiiert hatte die Fahrt Natali Soldo-Bilac, Mitglied im Würzburger Ombudsrat und wie Hose im Bündnis-Sprecherrat. Gegenüber dieser Redaktion berichtete sie von „Todesangst“, die die 17 Flüchtlinge bei ihrer Ankunft mit dem Bus ausgestanden hätten. Drei Stunden hätten die Menschen im Bus ausgeharrt, der von dem wütenden Mob und einem Traktor blockiert wurde. Den Polizeieinsatz hätten sie zunächst als passiv, dann als sehr aggressiv erlebt.

Mit im Gepäck hatten die vier Würzburger und ein syrischer Dolmetscher einiges an Lebensmitteln sowie Spielsachen und Süßigkeiten für die Kinder. Mit der Aktion wollten sie den Ankommenden ein Zeichen von Mitmenschlichkeit und Wohlwollen geben.

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Frauen hätten geweint, so Soldo-Bilac. Nächstes Wochenende will die Gruppe erneut nach Clausnitz fahren. Mit einer besseren Vorbereitung und einem Helferkreis vor Ort sei eine Unterbringung von Flüchtlingen in dem Ort denkbar. Nach ihrer traumatischen Erfahrung „können speziell diese 17 Menschen aber dort nicht mehr mit einem Gefühl der Sicherheit leben“, ist Soldo-Bilac überzeugt. Deshalb wolle man sich um eine Verlegung bemühen.

Das Bündnis für Zivilcourage ruft die Stadt Würzburg auf, den zuständigen Behörden eine Aufnahme der Betroffenen anzubieten. Mit Entsetzen, so hieß es am Montag, habe das Bündnis die Schilderungen der Würzburger Gruppe aufgenommen: „Sie geben Anlass zu großer Sorge und machen ein schnelles und unbürokratisches humanitäres Handeln notwendig.“ In Würzburg seien in vielfacher Hinsicht gute Bedingungen für eine menschenwürdige Unterbringung und Betreuung der Geflüchteten gegeben.

Schuchardt reagiert zurückhaltend

Im Würzburger Rathaus gab man sich am Montag zurückhaltend. Bei allem Verständnis für die Sorge des Bündnisses müsse sich der Appell an den Freistaat Sachsen richten, so Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Der Freistaat Sachsen und die betreffende Kommune seien für die Sicherheit der anvertrauten Flüchtlinge in der Pflicht und müssten für eine adäquate Unterbringung sorgen.

Eine Verlegung wäre zwischen den Bundesländern abzustimmen, da es dem Königsteiner Schlüssel der Flüchtlingsverteilung widerspricht. OB Schuchardt: „Was in Clausnitz geschehen ist, stellt nicht nur unsere Werte infrage, sondern konterkariert auch die bisher von vielen Tausenden Menschen geleistete Arbeit und widerspricht damit völlig unserem Verständnis einer Willkommenskultur wie auch einer Solidarität mit Schutz suchenden Menschen.“

Politiker von Bund und Ländern haben ein entschiedenes Vorgehen gegen Fremdenhass eingefordert. Die Bundesregierung verurteilte die Geschehnisse am Montag als „zutiefst beschämend“.

Es sei kaltherzig, ankommende Flüchtlinge, darunter viele Frauen und Kinder, grölend und pöbelnd anzufeinden, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert zu den Ereignissen in Clausnitz.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) forderte Politik und Gesellschaft auf, sich Rassismus und Fremdenfeindlichkeit offen entgegenzustellen. „Wir dürfen nicht warten, bis es den ersten Toten gibt.“ Die Linksfraktion im Bundestag verlangte eine Regierungserklärung von Kanzlerin Angela Merkel, die Grünen-Bundestagsfraktion beantragte eine Aktuelle Stunde. CDU-Vize Julia Klöckner bezeichnete die Vorfälle als menschenunwürdig und abstoßend. (Mit Informationen von dpa)

 
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