In Abu Dhabi ersticht eine Frau eine ausländische Erzieherin. Videos zeigen die Flucht der Täterin – aber weil sie einen Schleier trägt, ist ihr Gesicht nicht zu erkennen. Nach dem Mord an der Amerikanerin ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Debatte über die Gesichtsverhüllung von Frauen ausgebrochen. Der Gesichtsschleier, auf Arabisch Nikab, stelle für die Sicherheitskräfte eine Herausforderung dar, da sie kriminelle Frauen mit verhülltem Gesicht nicht verfolgen könnten, schrieb die in Dubai ansässige Zeitung „Khaleej Times“ auf ihrer Internetseite.
Eine vollverschleierte Frau hatte auf der Toilette eines Einkaufszentrums in Abu Dhabi eine 47 Jahre alte Erzieherin aus den USA erstochen. Anschließend platzierte sie laut Medienberichten eine selbst gebastelte Bombe vor dem Haus eines ägyptisch-amerikanischen Arztes. Der Sprengkörper wurde rechtzeitig entdeckt. Zwei Tage später wurde die mutmaßliche Täterin festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Nach Polizeiangaben griff die Frau ihre Opfer wegen deren Nationalität an. Sie habe Chaos stiften und die Menschen terrorisieren wollen, hieß es.
Verbot aus Sicherheitsgründen?
Die Mörderin trug bei der Tat außer dem Gesichtsschleier auch schwarze Handschuhe und einen langen schwarzen Überwurf („Abaja“), eine in den Emiraten übliche Kleidung für Frauen. Videokameras filmten, wie die Täterin in das Einkaufszentrum hineinging und nach der Tat flüchtete. Ihr Gesicht ist jedoch nicht zu erkennen.
Die „Khaleej Times“ zitierte den sunnitischen Islam-Gelehrten Ahmed al-Kubaisi mit den Worten, der Gesichtsschleier sei für Frauen keine Pflicht und könne deshalb aus Sicherheitsgründen verboten werden. Auch der Großmufti von Dubai, Ahmed al-Haddad, vertritt demnach die Meinung, Frauen könnten frei wählen, ob sie ihr Gesicht verhüllen.