Würstchen, Schinken und anderes verarbeitetes Fleisch sind nach Einschätzung der Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) krebserregend. Der regelmäßige Konsum erhöhe das Risiko für Darmkrebs, teilte die Behörde der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Montag in Lyon mit. Zudem stuften die Experten rotes Fleisch generell als wahrscheinlich krebserregend ein. Darunter wird das Muskelfleisch aller Säugetiere verstanden, also auch von Rind, Schwein, Lamm, Kalb, Schaf, Pferd und Ziege. Die Ergebnisse bestätigten geltende Gesundheitsempfehlungen, den Konsum von Fleisch zu begrenzen, sagte Agentur-Chef Christopher Wild.
„Man kann jedes Fleisch bedenkenlos essen. Es kommt aber auf die Menge an“, betonte Professor Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, der nicht an dem Bericht beteiligt war. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Fleischwaren pro Woche zu essen.
Die Realität sehe aber bundesweit anders aus, sagte DGE-Pressesprecherin Antje Gahl in Bonn. So verzehrten Männer im Durchschnitt wöchentlich etwa doppelt so viel – nämlich 1092 Gramm. Frauen liegen demnach mit 588 Gramm an der oberen Grenze.
Eine Arbeitsgruppe aus 22 Experten hatte mehr als 800 Studien über den Zusammenhang von Fleischkonsum und dem Risiko für verschiedene Krebsarten ausgewertet. Die WHO-Behörde kam zu dem Schluss, dass das Darmkrebs-Risiko je 50 Gramm verarbeitetes Fleisch am Tag um 18 Prozent steigt.
Verarbeitet bedeutet, dass Fleisch zum Beispiel gepökelt oder geräuchert wurde. Das Risiko für Darmkrebs steige mit der Menge des konsumierten Fleischs, erläuterte Kurt Straif von der Krebsforschungsagentur. „Angesichts der großen Zahl an Menschen, die verarbeitetes Fleisch essen, hat der weltweite Einfluss auf die Krebshäufigkeit Bedeutung für die öffentliche Gesundheit.“
Bei rotem Fleisch gibt es nach Ansicht der Wissenschaftler begrenzte Belege, dass es beim Menschen Krebs erzeugt. Zur Frage, ob unterschiedliche Zubereitungsweisen das Krebsrisiko beeinflussen, reichten die vorliegenden Daten nicht aus.
Im Prinzip bestätige die Einschätzung der Krebsforschungsagentur die vorliegenden Befunde, sagte der deutsche Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen. Der Professor kritisierte jedoch, dass in dem Bericht nicht erwähnt werde, dass es Länder mit hohem Fleischkonsum gebe, in denen die Dickdarmkrebs-Raten trotzdem sehr niedrig sind. Aus seiner Sicht müsste daher mehr zwischen den verschiedenen Sorten roten Fleisches differenziert werden. So gebe es Anhaltspunkte, dass vor allem bestimmte Sorten von Rindfleisch das Risiko steigern, sagte der frühere Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg. Die WHO-Behörde ist der Auffassung, dass die Daten für eine solche Unterscheidung nicht ausreichen.
Ernährungswissenschaftler weisen darauf hin, dass Fleisch unter anderem Eisen und wichtige Vitamine liefert. Wer kein Fleisch essen möchte, muss sich andere Lieferanten für wichtige Nährstoffe suchen.
Fleischlos ernähren
Wer kein Fleisch essen möchte, muss sich andere Lieferanten für wichtige Nährstoffe suchen: Vitamin B12 ist nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) kaum in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten, ausgenommen in vergorenem Gemüse wie Sauerkraut. Vegetarier können ihren Bedarf aber gut mit Milchprodukten und Eiern decken. Eisen kommt in Vollgetreide und in Hülsenfrüchten, Ölsamen sowie Nüssen vor. Auch Gemüsesorten wie Fenchel, Feldsalat, Rucola, Zucchini, grüne Erbsen und Spinat sind reich an Eisen. Auch gut: getrocknete Pfirsiche, Aprikosen und Datteln. Jod steckt in Algen und jodiertem Speisesalz. Damit es nicht zu einer Störung der Schilddrüsenfunktion kommt, empfiehlt es sich, nur Produkte mit gekennzeichnetem Jodgehalt und der Angabe der maximalen Verzehrmenge zu kaufen. Im Haushalt und zum Würzen sollte laut DGE jodiertes Speisesalz verwendet werden. Vitamin D: In Champignons und angereicherter Margarine kommt Vitamin D in geringen Mengen vor. Um genug zu bekommen, sollten Vegetarier täglich mindestens 15 Minuten an der frischen Luft verbringen. Zink: Vollgetreide, Hülsenfrüchte, Ölsamen und Nüsse sind reich an Zink. Wie beim Eisen gilt: Kaffee und schwarzer Tee hemmen die Aufnahme.
Omega-3-Fettsäuren: Pflanzliche Öle wie Lein-, Hanf-, Walnuss- oder Rapsöl und Nüsse – vor allem Walnüsse – enthalten Alpha-Linolensäure, die zu den Omega-3-Fettsäuren gehört.