In wenigen Tagen beginnt das von Papst Franziskus ausgerufene Heilige Jahr der Barmherzigkeit. Gegen zwei italienische Journalisten und drei Vatikanangestellte will der Vatikan jetzt allerdings mit aller Härte vorgehen. Am Dienstag hat im Kirchenstaat der Prozess gegen die fünf Angeklagten begonnen. Überraschend präsentierten sich auch die beiden Journalisten Emiliano Fittipaldi und Gianluigi Nuzzi vor dem Vatikangericht.
Erst Anfang November hatten Fittipaldi („Avarizia“) und Nuzzi („Alles muss ans Licht“) Aufsehen erregende Bücher mit geheimen Informationen und Dokumenten aus dem Vatikan veröffentlicht. In den Werken geht es vor allem um Geldverschwendung und Misswirtschaft im Vatikan. Angeblich, um diese Zustände zu beheben, hatte Papst Franziskus bald nach seinem Amtsantritt im Jahr 2013 eine inzwischen bereits wieder aufgelöste Kommission eingerichtet, die die außer Kontrolle geratenen Finanzen des Kirchenstaates überprüfen und Vorschläge für ihre Neuordnung machen sollte.
„Kriminelle Vereinigung“
Drei Mitarbeiter dieser Kommission sind im „Vatileaks-2“-Prozess ebenfalls angeklagt. Es handelt sich um den Sekretär der Kommission, den spanischen Monsignore Lucio Angel Vallejo Balda, dessen Mitarbeiter Nicola Maio sowie die italienische PR-Agentin Francesca Chaouqui. Balda sitzt seit etwa drei Wochen in Haft, die schwangere Chaouqui wurde nach ihrer Vernehmung wieder freigelassen. Die Vatikanjustiz wirft den drei Mitarbeitern die Bildung einer kriminellen Vereinigung zur Veröffentlichung geheimer Informationen des Heiligen Stuhls vor. Sie sollen den beiden Autoren das veröffentlichte Material zugespielt haben. Den Angeklagten drohen bei einer Verurteilung zwischen vier und acht Jahre Haft.
Für die Pressefreiheit
Fittipaldi und Nuzzi nutzten ihr Erscheinen vor Gericht, um auf angebliche rechtsstaatliche Missstände im Vatikan aufmerksam zu machen. „Im Vatikan ist es offenbar ein Delikt, als Journalist zu arbeiten und Tatsachen zu berichten“, sagte Nuzzi vor der ersten Verhandlung. „Dieser Prozess richtet sich nicht gegen mich, sondern gegen die Pressefreiheit“, sagte Fittipaldi. Im Vatikan gebe es kein Recht auf Informationsfreiheit, eine Verurteilung sei „höchstwahrscheinlich“.
Der Vatikan verfügt neben verschiedenen Kirchengerichten als Staat auch über ein aus weltlichen Richtern zusammengesetztes Strafgericht für auf vatikanischem Staatsgebiet begangene Straftaten. Neben dem Vorsitzenden Richter Giuseppe Dalla Torre sind drei weitere Richter für den Prozess abgestellt.
Papst Franziskus hatte im Jahr 2013 die Strafvorschriften wegen Geheimnisverrats verschärft. Auslöser war die sogenannte Vatileaks-Affäre um den Kammerdiener Paolo Gabriele gewesen. Er hatte reservierte Dokumente aus dem Büro Benedikt XVI. an den Journalisten Nuzzi weitergegeben und war deshalb im Jahr 2012 wegen schweren Diebstahls zu 18 Monaten Haft verurteilt worden. Bereits nach zwei Monaten begnadigte ihn Benedikt XVI.