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CHICAGO
US-Student tot: Eskaliert Streit mit Nordkorea?
Otto Warmbier       -  _
Foto: B4601/_Jon Chol Jin (AP)
afp
 |  aktualisiert: 24.05.2022 09:26 Uhr

Der Tod des US-Studenten Otto Warmbier nach eineinhalb Jahren in nordkoreanischer Haft hat in den USA Wut und Entsetzen ausgelöst. US-Präsident Donald Trump verurteilte das „brutale Regime“ in Pjöngjang.

Nach Angaben seiner Familie erlag der 22-Jährige sechs Tage nach seiner Freilassung in einem Krankenhaus in seiner Heimatstadt Cincinnati seinen schweren Verletzungen, die er während der Haftzeit in Nordkorea erlitten hatte. Es seien „schlimme Dinge“ passiert, aber immerhin sei es gelungen, Warmbier noch „nach Hause zu seinen Eltern“ zu holen, sagte Trump während einer Veranstaltung im Weißen Haus am Montagabend. Der Familie übermittelte Trump in einem Schreiben sein „tiefes Beileid“. In einer weiteren Erklärung schrieb Trump, das Schicksal Warmbiers stärke die „Entschlossenheit meiner Regierung, derartige Tragödien zu verhindern“.

Auch Warmbiers Familie machte Nordkorea für den Tod des Studenten verantwortlich. „Die schreckliche, qualvolle Misshandlung, die unser Sohn in den Händen der Nordkoreaner erfahren hat, machte keinen anderen Ausgang möglich“, hieß es in der Erklärung der Familie. Nach Angaben der Ärzte hatte der 22-Jährige schwere Hirnverletzungen erlitten.

Der Student hatte mit einer Reisegruppe Nordkorea besucht und war im März 2016 wegen Diebstahls eines Propagandaplakats und „Verbrechen gegen den Staat“ zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Ungefähr seit jener Zeit soll er im Koma gelegen haben. Nach Angaben Nordkoreas erlitt er eine Lebensmittelvergiftung und erhielt danach Schlafmittel, woraufhin er nicht mehr aufwachte. Er war fast 18 Monate in Haft.

Vergangene Woche wurde Warmbier von der Führung in Pjöngjang freigelassen und in die USA ausgeflogen. Ärzte in Cincinnati fanden bei ihren Untersuchungen keine eindeutigen Hinweise auf die Ursache der neurologischen Verletzungen, aber auch keine Beweise für eine Lebensmittelvergiftung. Sie vermuteten einen Herzstillstand, durch den die Blutzufuhr ins Hirn unterbrochen wurde. Der Tod des Studenten belastet das wegen des nordkoreanischen Atomprogramms ohnehin zerrüttete Verhältnis Washingtons zu Pjöngjang zusätzlich.

US-Außenminister Rex Tillerson verlangte die Freilassung von drei US-Bürgern, die ebenfalls zu Unrecht in Nordkorea im Gefängnis säßen. Der republikanische Senator John McCain erklärte, Warmbier sei „vom Regime Kim Jong Uns ermordet worden“.

Der Fall zeige, dass die nordkoreanische Führung „nicht zögert, Gewalt anzuwenden und zu töten, um ihre Macht zu erhalten“, erklärte die Organisation Human Rights Watch (HRW). Der Direktor von HRW Deutschland, Wenzel Michalski, bezeichnete das abgeschottete Land als „das größte Freiluftgefängnis der Welt“. Das in Washington ansässige Komitee für Menschenrechte in Nordkorea erklärte, Warmbiers Tod werfe ein Schlaglicht auf das Schicksal von Millionen unbekannten Nordkoreanern, „die in Gefangenenlagern ausgehungert, gefoltert, brutal behandelt und getötet“ würden.

China reagierte zurückhaltend auf den Tod des Studenten. Das Außenministerium sprach von einem „unglücklichen“ Vorfall. Er hoffe, dass die USA und Nordkorea den Fall „angemessen handhaben“, sagte ein Ministeriumssprecher.

Das in China ansässige Unternehmen Young Pioneer Tours, das die Reise für Warmbier organisiert hatte, schließt US-Bürger von Touren nach Nordkorea künftig aus. Auch mehrere andere Veranstalter kündigten an, ihr Angebot auf den Prüfstand zu stellen.

Nordkorea lässt US-Bürger Otto Warmbier frei       -  _
Foto: B4601/_Sam Greene (The Cincinnati Enquirer/AP)
 
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