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WASHINGTON
US-Millionär Zeuge in Mordfall
Wurde in die USA ausgewiesen: Software-Pionier John McAfee.
Foto: dpa | Wurde in die USA ausgewiesen: Software-Pionier John McAfee.
Von den dpa-Korrespondenten Gabriele Chwallek und Juan Garff
 |  aktualisiert: 13.12.2012 19:39 Uhr

In der bizarren Geschichte um John McAfee beginnt ein neues Kapitel – und jetzt spielt es in den USA. Aus Guatemala in seine Heimat ausgewiesen, landete der einstige Internet-Virenjäger mit einer Linienmaschine auf dem Internationalen Flughafen in Miami in Florida. Wenig später ging der Mann, dem die Polizei in Belize wegen eines Mordfalls vernehmen will und der mit seiner abenteuerlichen Flucht der Öffentlichkeit seit Wochen filmreife Unterhaltung bietet, erst mal im feudalen Stadtteil South Beach essen.

„Ich bin hungrig. Ich will Sushi“, beschied der Amerikaner Journalisten, die ihn kurz nach der Ankunft in seinem Hotel abgefangen hatten. Und Sushi verspeiste er dann wenig später auch, in einem Restaurant am berühmten Ocean Drive, wie er nach dem nächtlichen Ausflug dem Sender ABC sagte.

Wie konnte er sich das finanziell leisten? Schließlich hatte er gleich nach seiner Ankunft in Miami in seinem Blog geschrieben: „Ich habe kein Telefon, kein Geld, keine Kontaktdaten.“ Dahinter, so verriet McAfee in dem ABC-Interview, stecke ein mysteriöser „kanadischer Freund“. Dieser habe einen anderen Mann, den er niemals getroffen habe, angewiesen, ein Bündel von Fünf-Dollar-Noten für ihn im Hotel zu deponieren. Ist es Wahrheit, ist es Dichtung? „Das alles wird von Tag zu Tag merkwürdiger“, kommentierte ein CNN-Reporter. „Es ist so bizarr, dass man schon fast aufhört, sich zu wundern.“ Im Mittelpunkt der Saga steht der Mord an Gregory Faull, McAfees Nachbar auf der paradiesischen Karibik-Insel Ambergris Caye.

Faull, ebenfalls Amerikaner, war vor einem Monat in einer Blutlache tot gefunden worden. Wie sich herausstellte, hatte er sich vorher über Hunde und Wachleute auf dem McAfee-Anwesen beschwert. Als die Polizei McAfee vernehmen wollte, begann eine obskure Odyssee, bei der sich der 67-Jährige sogar im Sand eingebuddelt haben will, um „der Verfolgung“ durch die Behörden zu entgehen. McAfee setzte sich schließlich nach Guatemala ab. Von dort aus wurde er nun in die USA ausgewiesen.

Wie es nun mit ihm weitergeht, war unklar. McAfee hatte gesagt, dass er bereit sei, zum gewaltsamen Tod seines Nachbarn in Belize vernommen zu werden, aber nur von den US-Behörden. Medienberichten zufolge nahmen Bundesbeamte McAfee gleich nach der Landung in Empfang. Danach sei er in ein Taxi zum Hotel gesetzt worden. Kurz nach seiner Ankunft schrieb McAfee in seinem Blog, dass er in South Beach sei, wie der Sender CNN meldete. Dieser Eintrag sei dann aber wieder entfernt und durch eine Bitte an die Medien ersetzt worden, seine Privatsphäre zu achten.

McAfee, der mit dem Verkauf seiner gleichnamigen Antiviren-Softwarefirma ein Millionenvermögen gemacht hat, beteuert seine Unschuld. Er hatte in Guatemala einen Asylantrag gestellt. Als Grund gab er an, um sein Leben fürchten zu müssen, da er das nach seinen Aussagen korrupte System in Belize nicht weiter mit Geld schmieren wolle.

„Sie haben mich aus der Zelle geholt und in ein verdammtes Flugzeug gesetzt“, sagte McAfee noch vor Abflug aus Guatemala-Stadt dem Sender ABC. Er habe keine Wahl gehabt. Jedoch seien die Behörden des mittelamerikanischen Landes auch „nett“ zu ihm gewesen. „Es war die freundlichste Ausweisung, die ich je erlebt habe. Verglichen mit meinen beiden Ex-Frauen, die mich rausgeschmissen haben, ist dies kein schrecklicher Trip.“

 
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