Der Stabschef im Weißen Haus, Reince Priebus, fürchtet augenscheinlich um seinen Job. Nicht nur ein bisschen, sondern so richtig. Seine Einlassungen bei einer denkwürdigen Kabinettssitzung lassen kaum einen anderen Rückschluss zu, als dass Trump Priebus – wie es Gerüchte besagen – tatsächlich ein Ultimatum bis zum 4. Juli gesetzt hat, seinen Laden in Ordnung zu bringen. Im Namen „aller Versammelten hier“ dankte der immer etwas milchbubihaft wirkende Stabschef „für die Gelegenheit und den Segen, den Sie uns gegeben haben, Ihnen und Ihrer Agenda und dem amerikanischen Volk zu dienen“.
Das klang so wie Sean Spicers erster Auftritt vor der Presse nach der Rückkehr des Präsidenten von seiner ersten Auslandsreise Ende Mai. „Das war ein unvergleichbarer Trip“, lobhudelte der bedrängte Sprecher des Weißen Hauses minutenlang vor den zunehmend irritierten Kollegen des Presse-Corps.
„Der Präsident hielt eine historische Rede, die fast universal gelobt worden ist“. Schon damals wunderten sich Spötter, „ob jemand mit durchgeladenem Maschinengewehr hinter dem Vorhang stand“.
Solche Auftritte brachten Amerikaner bisher mit Nordkorea, der früheren Sowjetunion oder einer beliebigen Bananen-Republik in Verbindung. Gewiss nicht mit einer Live-Übertragung aus dem Weißen Haus.
Doch die Dinge haben sich geändert unter Trump. Der findet sichtbar Gefallen daran, wie ein Kabinett-Mitglied nach dem anderen vor laufender Kamera einen Kotau vor ihm macht, „Hunderte und Hunderte Menschen waren geradewegs begeistert“, verkündet Verkehrsministerin Elaine Chao. Was sie beschreibt, ist ein Besuch des Präsidenten in ihrem Ministerium, bei dem die Mitarbeiter Spalier stehen mussten. Chao verdankt ihren Job nicht zuletzt dem Umstand, dass ihr Mann, Mitch McConnell, Führer der Mehrheit im US-Senat ist. Landwirtschaftsminister Sonny Perdue möchte dem nicht nachstehen. Er sei noch nicht ins Ausland gereist, aber nach Mississippi. „Sie werden dort geliebt“, versichert er dem Präsidenten, der wohlwollend nickt. „Ich fühle mich tief geehrt, dabei sein zu dürfen“, bedankt sich auch Arbeitsminister Alexander Acosta.
Während sich der wegen Insider-Handel in Verdacht geratene Kollege aus dem Gesundheitsressort, Tom Price, fast verschluckt. „Ich kann ihnen nicht genügend für das Privileg danken, das Sie mir gewährt haben und die Führung, die Sie zeigen.“ Justizminister Jeff Sessions, der am Dienstag vor dem Kongress aussagte und dessen Job zur Disposition steht, bedankte sich ebenfalls für „die Ehre, Ihnen zu dienen“. Trump schien die Show keineswegs peinlich, sondern überschlug sich mit Lob für sich selbst. Niemand habe einen besseren Start im Weißen Haus hingelegt als er, verkündete der Präsident. „Ich glaube, wir sind so aktiv wie wir nur sein können, in einer Rekord-Geschwindigkeit“.
Die Realität ist freilich eine andere. Bisher hat Trump keines seiner Reformvorhaben durch den Kongress bekommen. Die Gesundheitsreform steckt genauso fest wie die versprochene Überholung der Steuergesetzgebung. Sein Einreisebann für Menschen aus sechs überwiegend muslimischen Ländern scheiterte am Montag ein weiteres Mal vor Gericht und für die Mauer an der Grenze zu Mexiko hat er beim Kongress noch nicht einen Cent locker gemacht. Stattdessen verstrickt sich Trump jeden Tag tiefer in der Russland-Affäre, hat sich mit den traditionellen Verbündeten der USA überworfen und kommt mit seiner Agenda nicht voran.
Der Führer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, ließ es sich nicht nehmen, Trump mit einem Video im Kreis seiner Mitarbeiter auf die Schippe zu nehmen. „Wie sahen meine Haare heute Morgen nach dem Besuch im Sportstudio aus“, fragt Schumer in die Runde. „Sie haben tolle Haare. Niemand hat schönere Haare als Sie“, tönt es zurück. Der Rest ist Gelächter.