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DOHA
Terrorfinanzierung aus der Glitzerwelt
Skyline von Doha       -  Im Nebel: Die Hochhäuser von Doha, der Hauptstadt von Katar.
Foto: Yoan Valat, dpa | Im Nebel: Die Hochhäuser von Doha, der Hauptstadt von Katar.

Von unserem Mitarbeiter

Winfried Züfle

 |  aktualisiert: 15.06.2017 03:47 Uhr

Als der Emir von Katar im September 2014 Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchte, galt die Visite als heikel. Berliner Journalisten konfrontierten denn auch den jungen Herrscher mit dem Vorwurf der Terrorfinanzierung.

Doch Scheich Tamim bin Hamad al-Thani stritt alles kategorisch ab: „Katar hat niemals terroristische Organisationen unterstützt und wird sie niemals unterstützen“, verkündete er. Die Kanzlerin, die zuvor im direkten Gespräch das Thema angesprochen hatte, meinte, sie habe „keinen Grund, den Aussagen des Emirs nicht zu glauben“.

Doch jetzt hat Katars großer Nachbar Saudi-Arabien die angebliche Terrorfinanzierung als Grund für den abrupten Abbruch aller Beziehungen genannt. Insgesamt vier arabische Staaten, neben Saudi-Arabien die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten, haben das auf einer Halbinsel am Persischen Golf gelegene Katar isoliert. Die Grenze nach Saudi-Arabien wurde geschlossen, alle Luftverbindungen sind gekappt, Katars Bürger einschließlich des Botschafters müssen aus den vier Staaten ausreisen. Unter anderem US-Präsident Donald Trump will in dieser Lage vermitteln.

Katar war seinen Nachbarn schon lange ein Dorn im Auge. Denn unter den erfolgreichen Erdöl- und Erdgas-Exporteuren ist Katar der erfolgreichste. Zusammen mit dem Iran beutet das Emirat im Persischen Golf das größte Erdgasfeld der Welt aus. Das Land, in dem nur zwölf Prozent Katarer leben – der Rest sind zum großen Teil Gastarbeiter – brachte es zum reichsten Staat der Welt mit der höchsten Pro-Kopf-Wertschöpfung.

Skyline von Doha

Die Hauptstadt Doha besitzt eine Glitzer-Skyline. Die Fluggesellschaft „Qatar Airways“ ist ein guter Kunde von Airbus und Sponsor beim Fußballverein Paris Saint-Germain. Bis vor kurzem schmückte der „Qatar“-Schriftzug auch die Trikots der Kicker vom FC Barcelona. 2022 soll sogar die Fußball-Weltmeisterschaft in dem Wüstenstaat stattfinden. Der 37-jährige Emir hat noch als junger Sportfunktionär das umstrittene Projekt an Land gezogen.

Mit viel Geld haben sich der Staat Katar und die Herrscherfamilie auch in Deutschland eingekauft: So sind sie Großinvestoren bei VW und Hochtief, halten Beteiligungen an Siemens und der Deutschen Bank. Aber die Gerüchte wollten nie verstummen, dass große Summen auch in die Terrorfinanzierung flossen.

Das Herrscherhaus bekannte sich offen zur Hilfe für die radikalislamische Palästinensergruppe Hamas; 2012 besuchte Emir Hamad, der Vater des heutigen Herrschers, sogar den Gazastreifen.

Im Arabischen Frühling 2011 unterstützte Katar die islamischen Kräfte – in Syrien die Assad-Gegner, zu denen zeitweise der IS gezählt wurde, und in Ägypten die Muslimbrüder. Das trägt die heutige Regierung in Kairo Katar nach.

Doch es gibt offenbar auch unfreiwilligen Transfer von Geld an Terroristen. Laut der „Financial Times“ wurden 26 Mitglieder des Herrscherhauses auf der Falkenjagd im Irak entführt und erst gegen Zahlung von einer Milliarde Dollar freigelassen. Das Lösegeld soll im April an Ableger der Terrorgruppe El Kaida im Irak und an iranische Sicherheitskreise geflossen sein. Diese „Terrorfinanzierung“ sowie ein ominöser Hackerangriff könnten die aktuelle Krise mit ausgelöst haben.

In einer offiziellen Mitteilung aus Doha wurden vor kurzem der Iran als „islamische Macht“ gewürdigt und die US-Politik kritisiert.

Das, so ließ der Emir erklären, sei das Werk von Hackern gewesen. Um den Vorgang zu überprüfen, kamen Experten des amerikanischen FBI in das Land, in dem sich auch ein US-Stützpunkt mit 10 000 Soldaten befindet. Als US-Präsident Donald Trump kürzlich Saudi-Arabien besuchte, wurde ein Treffen zwischen ihm und Emir Tamim in einem Hotel arrangiert.

Mit deutschen Panzern gerüstet

Ist mit dem jetzigen Konflikt zwischen Saudi-Arabien und Katar endgültig das Tischtuch zerschnitten? In Doha, so berichtet der Sender Al-Dschasira, setzt man auf die Vermittlung Kuwaits. 2014 waren bereits die diplomatischen Beziehungen abgebrochen und wiederhergestellt worden. Von Krieg ist nicht die Rede. Beide Staaten sind hochgerüstet – unter anderem mit deutschen Panzern.

 
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