Das Geiseldrama in einem Einkaufszentrum in Nairobi ist nach fast 80 Stunden beendet – nach offiziellen Angaben starben bei dem Überfall islamistischer Terroristen mindestens 72 Menschen. „Wir haben die Angreifer geschlagen“, erklärte Präsident Uhuru Kenyatta am Dienstagabend in einer Fernsehansprache. „Aber unsere Verluste sind riesig.“ Die genaue Identität und die Zahl der Täter ist weiterhin unklar. Zu dem Angriff hatte sich die somalische Islamisten-Miliz Al-Shabaab bekannt.
Fünf der Angreifer seien bei der Militäroperation im Einkaufszentrum Westgate erschossen worden, sagte Kenyatta. Andere seien offenbar umgekommen, als Teile des Gebäudes einstürzten. Nach seinen Angaben wurden seit Beginn des Angriffs Samstagmittag mindestens 61 Zivilisten getötet, sechs Soldaten seien bei Gefechten mit den Terroristen ums Leben gekommen. Kenyatta rief eine dreitägige Staatstrauer aus.
Beobachter rechnen damit, dass die Zahl der Opfer weiter steigen wird. Unter den Trümmern des teilweise eingefallenen Zentrums sollen weitere Leichen liegen. Dutzende Menschen werden immer noch vermisst. Bei dem Überfall mit Handgranaten und automatischen Schusswaffen waren neben zahlreichen Kenianern unter anderem Franzosen, Briten, Kanadier, Südafrikaner und US-Amerikaner ums Leben gekommen oder verletzt worden.
Elf Verdächtige wurden im Zusammenhang mit der Attacke festgenommen. Nicht mitgeteilt wurde, wo die Verdächtigen gefasst worden, ob es Angreifer oder mutmaßliche Helfer waren.
Kenias Außenministerin Amina Mohamed sagte, zwei oder drei junge Amerikaner im Alter von etwa 18 und 19 Jahren zählten zu den Angreifern. Die international gesuchte britische Terroristin Samantha Lewthwaite soll Berichten zufolge zu den Drahtziehern gehören.
Auch deutsche Islamisten kämpfen einem Experten zufolge für die brutale Terrorgruppe, die in Somalia einen Gottesstaat auf Grundlage der Scharia aufbauen will. „Ein deutscher Konvertit namens Andreas Khaled Müller ist immer noch als Shabaab-Kämpfer in Afrika“, sagte Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik im Interview mit der dpa. Gegen einen Verdächtigen, der für die Miliz gekämpft haben soll, laufe derzeit in Frankfurt ein Prozess.
„Wir sind schwer verwundet worden, aber wir waren mutig, vereint und stark“, betonte Kenyatta. Mit Blick auf die Täter erklärte der Staatschef: „Diese Feiglinge und ihre Komplizen werden zur Verantwortung gezogen, wo auch immer sie sind.“
Die islamistische Al-Shabaab-Miliz aus Somalia, die sich zu dem Anschlag bekannt hatte, fordert einen Abzug kenianischer Truppen aus dem Nachbarland. Diese waren 2011 in Somalia einmarschiert, um die Islamisten zu bekämpfen.
„Terrorismus ist ein globales Problem, das globale Lösungen erfordert“, sagte Kenyatta. Die Bevölkerung Kenias hatte in den vergangenen Tagen große Solidarität bewiesen.