Das Rennen ist eröffnet: Mit dem republikanischen Senator Ted Cruz hat am Montag der erste bedeutende Bewerber um die nächste US-Präsidentschaft offiziell seinen Hut in den Ring geworfen. Der 44-jährige Cruz ist der Star der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung, er polarisiert die eigene Partei wie kein Zweiter.
„Wir brauchen eine neue Generation von mutigen Konservativen, um Amerika wieder großartig zu machen“, verkündete Cruz wenige Minuten nach Mitternacht in einem per Twitter verbreiteten Video. „Und ich bin bereit, an eurer Seite zu stehen und den Kampf anzuführen.“ Später erklärte der Senator seine Kandidatur dann live, allerdings nicht in seinem Heimatstaat Texas, sondern beim Auftritt an einer evangelikalen Universität in Virginia: Seine Kampagne zielt darauf ab, die haushalts- und strukturpolitisch ausgerichtete Tea-Party-Bewegung mit der religiösen Rechten zu verbinden.
Beide lieben Cruz für seine kompromisslose Haltung. Obwohl der selbsterklärte Populist erst seit zwei Jahren im Senat sitzt, gibt es im Kapitol kaum jemanden, der Freund wie Feind so sehr auf die Nerven geht. Das Magazin „Politico“ nannte ihn einen Stier, der einen Porzellanladen hinter sich herschleift.
Einer größeren Öffentlichkeit wurde Cruz 2013 bekannt, als er 21 Stunden lang das Rednerpult im Senat besetzte, um sein Engagement gegen die Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama zu demonstrieren. Um die Rücknahme des Projekts durchzusetzen, ließ er die Republikaner den Regierungshaushalt in Geiselhaft nehmen und riskierte sogar eine Staatspleite. Der folgende Verwaltungsnotstand ließ die Umfragewerte so in den Keller rauschen, dass die Parteiführung bedingungslos kapitulierte. Aber so etwas ficht Cruz nicht an: Ähnliche Luftnummern hat er seither mehrfach inszeniert. Seine Anhänger sind von der vermeintlichen Rückgratdemonstration begeistert, konstruktive Politik machen musste er bislang noch nicht.
„Jedes einzelne Wort von Obamacare“ zurückzunehmen, setzte Cruz auch am Montag wieder auf seine Prioritätenliste. Auch einheitliche Bildungsstandards soll Washington nicht mehr vorgeben dürfen. Der Vorsitzende eines Senatsausschusses für Wissenschaft hält den Klimawandel für nicht existent, will die Befugnisse der Umweltschutzbehörde EPA einschränken und gleichgeschlechtliche Ehen verbieten. Mit der Linken trifft Cruz sich im Wettern gegen die Reichsten. Im Februar hat er versprochen, die Steuerbehörde abzuschaffen und ihre Angestellten zur Grenzkontrolle im Süden zu beordern. Eine selbstbewusstere Außenpolitik soll die amerikanische Führungsrolle in der Welt ausbauen.
Rafael Edward „Ted“ Cruz wurde am 22. Dezember 1970 in Kanada geboren, woran Demokraten gern all jene Tea-Party-Anhänger erinnern, die bis heute glauben, dass Barack Obama Kenianer ist. Cruz? Eltern stammten aus Kuba und Delaware, sie arbeiteten in der Ölbranche. Als der Sprössling vier Jahre alt war, zog die Familie ins texanische Houston, wo Cruz bei den Südlichen Baptisten Fuß fasste. An den Eliteuniversitäten Princeton und Harvard studierte er nicht nur Öffentlichkeitsarbeit und Jura. Er gewann auch mehrere Titel bei landesweiten Rednerwettbewerben. Seine rhetorischen Fähigkeiten haben den ehemaligen Anwalt an der konservativen Basis beliebt gemacht – er ist der erste Latino, der Texas jemals im US-Senat vertreten hat. Cruz ist verheiratet, mit seiner Frau Heidi hat er zwei Töchter.