Die Ukraine braucht Gas, Russland will Geld. Seit Monaten streiten die beiden Parteien unter Vermittlung der EU. Darum gestalten sich die Verhandlungen so schwer:
Es geht um die Versorgung der Ukraine mit Gas, das der russische Staatskonzern Gazprom bisher geliefert hat. Der Preis dafür lag jahrelang bei 267 Dollar (209 Euro) je 1000 Kubikmeter. Als Präsident Viktor Janukowitsch gestürzt wurde, erhöhte der russische Konzern den Preis auf 485 Dollar (380 Euro). Daraufhin weigerte sich Kiew, die Rechnungen zu bezahlen und Moskau stoppte die Lieferungen.
Inzwischen hat man sich auf einen Preis von 385 Dollar (302 Euro) je 1000 Kubikmeter geeinigt. Aber Gazprom will zunächst Geld sehen. Je nachdem, welchen Preis man zugrunde legt, sind Schulden zwischen 3,1 Milliarden bzw. 5,3 Milliarden Dollar (2,4 bzw. 4,2 Milliarden Euro) aufgelaufen. Außerdem soll Kiew künftig zwar Gas bestellen können, muss aber im Voraus bezahlen.
Die Ukraine hat rund 3,1 Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro) auf einem Sperrkonto zurückgelegt, könnte also die offenen Rechnungen begleichen. Es fehlen aber die Finanzmittel für künftige Lieferungen.
Der russische Präsident Putin hat vorgeschlagen, die EU könne als Bürge für Kiew eintreten. Das hat die Bundesregierung ebenso wie die EU-Kommission abgelehnt. Auch das von der Gemeinschaft bereitgestellte Hilfspaket über zehn Milliarden Euro reicht nicht, weil für das laufende Jahr nur noch rund 700 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Eine Erhöhung ist nicht möglich, da auch der Internationale Währungsfonds an dem Paket beteiligt ist.
Der Kompromissvorschlag sieht vor, dass die Ukraine zunächst bis zum Jahresende ihre aufgelaufenen Schulden bezahlt. Dennoch will Gazprom nicht wieder in Vorleistung gehen. Eine Lösung könnte darin bestehen, dass westliche Energiekonzerne Gas zwar aus Russland beziehen, es dann aber zum Teil wieder an die Ukraine zurückliefern. Das geschieht derzeit bereits: Vattenfall, RWE und E.on haben mit solchen Rückflüssen dafür gesorgt, dass in den ukrainischen Speichern wieder 18 Milliarden Kubikmeter an Vorräten bereitliegen. Aber das reicht nicht, um über den Winter zu kommen. Russland wiederum lehnt es ab, dass das an Europa gelieferte Gas Kiew zugutekommt.