Der Bildungserfolg deutscher Schüler hängt stark von der sozialen Herkunft ab, das ist ein Ergebnis des zweiten Chancenspiegels der Bertelsmann Stiftung. Zwar brechen in Deutschland weniger junge Menschen die Schule vorzeitig ab. Doch „insgesamt geht es mit der Chancengerechtigkeit eher im Schneckentempo voran“, sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, bei der Vorstellung der Studie am Montag in Berlin.
„Das Leseverständnis der Grundschüler bewegt sich auf nahezu demselben Niveau wie vor zehn Jahren“, so Dräger, „und es ist weiterhin stark abhängig von der sozialen Herkunft.“ So liegen bereits Zehnjährige aus bildungsfernen Schichten im Vergleich mit Gleichaltrigen bei der Lesekompetenz durchschnittlich um ein Jahr zurück. In Bayern ist dieser Unterschied besonders gravierend. Insgesamt schneiden die bayerischen Schüler zwar überdurchschnittlich gut ab. Benachteiligte Kinder erreichen dem Chancenspiegel zufolge jedoch 98 Kompetenzpunkte weniger als privilegierte. Im bundesweiten Durchschnitt liegt die Differenz bei 81 Kompetenzpunkten, in Baden-Württemberg ebenfalls bei 81 und in Hessen bei 90. „Entscheidend für mehr Chancengerechtigkeit sind die Qualität des Unterrichts und die individuelle Förderung aller Schüler, aber gute Rahmenbedingungen können das natürlich begünstigen“, sagte der Dortmunder Schulforscher Wilfried Bos. Er und sein Kollege Nils Berkemeyer von der Uni Jena setzen ihre Hoffnungen auf die Ganztagsschule.
Den Wissenschaftlern zufolge favorisierten zwischen 70 und 80 Prozent der Eltern diese Schulform. Der Ausbau an Ganztagesangeboten mache aber nur geringe Fortschritte. Zwischen 2010 und 2011 stieg der Anteil der Schüler im Ganztagsbetrieb von 26,9 auf 28,1 Prozent. Mit 10,5 Prozent liegt Bayern auch hier unter dem Bundesdurchschnitt.