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Colleville-sur-Mer
Lob und Mahnungen
Mit mehreren Zeremonien beging Frankreich das 75-jährige Jubiläum der Landung der Alliierten in der Normandie
Emmanuel Macron (links) und Donald Trump beim Gedenken in der Normandie. 
Foto: MANDEL NGAN, afp | Emmanuel Macron (links) und Donald Trump beim Gedenken in der Normandie. 
Birgit Holzer
 |  aktualisiert: 15.06.2019 02:11 Uhr

Genau 75 Jahre später stürmt es nicht wie damals, sondern es herrscht sanfter Sonnenschein. Vor Beginn der Zeremonie eilen Schulkinder über den amerikanischen Militärfriedhof von Colleville-sur-Mer, um ihre Plätze einzunehmen; sie laufen vorbei an den 9386 weißen Kreuzen, die sich ordentlich nebeneinander aufreihen und von denen jedes für diesen besonderen Tag mit einer amerikanischen und einer französischen Fahne versehen wurde.

Etwas später sitzen im Publikum vor den Schülern rund 160 Senioren, Ehrengäste bei der Feier zum Gedenken an die Landung der Alliierten an den Stränden der Normandie. Es sind US-amerikanische Veteranen, die als junge Männer einst an der Operation Overlord teilnahmen, mit der ab dem 6. Juni 1944, dem D-Day, die alliierten Kräfte Nazi-Deutschland von der Westfront aus in die Knie zwangen. An jenem “längsten Tag” wurden rund 7000 Schiffe und Landungsboote verwendet, die Luftstreitkräfte flogen 13.000 Einsätze, 156.000 Soldaten landeten an verschiedenen Strandabschnitten der Normandie. Es war der Auftakt eines wochenlangen Gemetzels - aber auch der Befreiung Frankreichs von den deutschen Besatzern.

Imposante Zeremonie

75 Jahre später und einen Tag nach der Gedenkveranstaltung im britischen Portsmouth, bei der unter anderem Königin Elizabeth II., Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump teilnahmen, beging Frankreich gestern das 75-jährige Jubiläum nicht nur mit einer imposanten Zeremonie, sondern mit gleich mehreren Veranstaltungen. Nach einer ersten franko-britischen Feier im Küstenort Ver-sur-Mer mit 14 Staats- und Regierungschefs gedachten der französische und der US-Präsident den amerikanischen Streitkräften in Colleville-sur-Mer; ein bilaterales Gespräch folgte. Die meisten der damals kämpfenden Soldaten seien erst um die 20 gewesen, betonte der französische Staatschef. “Und doch schienen sie weit weg, die glücklichen Tage ihrer Jugend. Weit entfernt waren die welligen Hügel von Pennsylvania, Kentucky oder New Jersey, weit entfernt die Studienjahre, wo sie einen Beruf erlernt hatten, den sie manchmal nie ausüben würden.”

Schließlich dankte Emmanuel Macron den Anwesenden auf Englisch. Dass er dabei auch die Entstehung der Vereinten Nationen, der Nato und später der Europäischen Union als kluge Lehren aus den Kriegsgreueln lobte, ließ sich als Anspielung auf die Kritik Trumps an diesen Institutionen und seine Abkehr vom Multilateralismus deuten. Auch Macrons Worte, Amerika sei “immer dann am größten gewesen, wenn es für die Freiheit der anderen gekämpft hat”, klangen wie eine Mahnung. Nach dem anfänglichen Zurschaustellen ihrer famosen Männerfreundschaft ist die Beziehung zwischen beiden Präsidenten frostig, seit Trump sich weigerte, das Pariser Klimaabkommen zu unterzeichnen und Macron Widerstand gegen ein Handelsabkommen zwischen der EU und den USA leistete.

Starkes Band

Trump betonte in seiner Rede zwar das “starke Band” zwischen ihren Ländern, das durch all die Jahre gehalten habe, sprach vom Einsatz der US-Soldaten in diesem Sommer 1944 als “Kreuzzug” und von einer “wilden Schlacht zwischen dem Guten und dem Bösen”. Doch interpretierte er das Geschehen in erster Linie als Demonstration amerikanischer Größe und Stärke.

Eine besondere Geste für die Verdienste der eigenen Nation ließ sich aber auch Macron später nicht nehmen: Er würdigte in einer eigenen Zeremonie der am D-Day beteiligten Kommandoeinheit des Freien Frankreichs unter Philippe Kieffer. Mit 177 Soldaten, von denen heute nur noch drei leben, waren sie zahlenmäßig gering - und doch erschien es Macron bedeutsam, an diesem historischen Tag den Beitrag der Résistance zu betonen, nicht nur jenen der internationalen Partner.

 
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