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HANNOVER
Strahlenschutzbehörde: Atommüll soll raus aus der Asse
Redaktion
 |  aktualisiert: 07.11.2019 14:02 Uhr

(dpa) Rund 126 000 Fässer mit radioaktivem Abfall sollen in einem weltweit einmaligen Verfahren aus dem einsturzgefährdeten Atommülllager Asse in Niedersachsen herausgeholt werden. Ein Projekt dieser Dimension habe es noch nicht gegeben, berichtete das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) am Freitag in Hannover. Die Behörde hatte drei Wege zur endgültigen Stilllegung des Atommülllagers bei Wolfenbüttel geprüft. Der Rücktransport der Abfälle sei „die beste Variante“, sagte BfS-Präsident Wolfram König.

Die Entscheidung wurde von Bürgerinitiativen und Umweltschützern überwiegend positiv aufgenommen. Zunächst werden Experten einige Kammern in dem maroden ehemaligen Salzbergwerk öffnen und den Zustand von rund 1000 bis 3000 der dort gelagerten Fässer überprüfen. Die Zeit für die Stilllegung der Asse drängt, da die Standsicherheit der Grube nach einem Gutachten nur noch bis zum Jahr 2020 gegeben ist.

Ein Abtransport des gesamten Abfalls – größtenteils demolierte Fässer mit schwach und mittelradioaktiven Stoffen – wird nach Einschätzung der Behörde rund zehn Jahre dauern. Zudem besteht jederzeit die Gefahr, dass der Wassereinbruch in die Grube deutlich ansteigt und sich die Sicherheitslage verschlechtert. Täglich dringen rund 12 000 Liter Wasser von außen ein.

Das Bundesumweltministerium hält den Transport des Atommülls aus der Asse in den 20 Kilometer entfernten Schacht Konrad nach bisherigen Erkenntnissen für die beste Variante. Voraussetzung sei aber, dass dies die Fracht nach entsprechenden Kontrollen und die Stabilität des Endlagers zuließen. Das ehemalige Eisenerzbergwerk Schacht Konrad in Salzgitter ist als Endlager für schwach und mittelradioaktiven Müll genehmigt. Aber möglicherweise reicht dort die Kapazität nicht aus.

Die teils stark zerdrückten Fässer sollen mit Hilfe von ferngesteuerten Geräten herausgeholt werden. Die Strahlenbelastung für die Mitarbeiter bleibe niedriger als der Grenzwert für eine medizinische Computertomographie-Aufnahme, so König.

Die Bergung der Fässer ist aus Sicht der Experten die beste Lösung. Bei den beiden anderen Varianten – Umlagerung der Fässer in andere Teile der Grube oder Verfüllen der Schachtanlage mit den Abfällen – ist fraglich, ob die notwendige Sicherheit für die Bevölkerung auf lange Sicht nachgewiesen werden kann. Denn es ist nach wie vor nicht ganz klar, was in den Fässern steckt. Deshalb muss verhindert werden, dass Arsen, Blei und andere wassergefährdende Stoffe ins Grundwasser gelangen. „Keine der drei Varianten ist optimal, alle bergen Unsicherheiten“, sagte König.

 
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