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ATHEN
Steinmeier wirbt in Athen um Vertrauen
GREECE-GERMANY-POLITICS-DIPLOMACY       -  Gespräche in Athen: Bei seinem Griechenlandbesuch sprach Außenminister Frank-Walter Steinmeier (rechts) mit Ministerpräsident Alexis Tsipras auch über die Flüchtlingskrise in Europa.
Foto: Louisa Gouliamaki, afp | Gespräche in Athen: Bei seinem Griechenlandbesuch sprach Außenminister Frank-Walter Steinmeier (rechts) mit Ministerpräsident Alexis Tsipras auch über die Flüchtlingskrise in Europa.
reda
 |  aktualisiert: 16.11.2015 16:07 Uhr

Die Flüchtlingskrise, das griechische Reformprogramm und die problematischen deutsch-griechischen Beziehungen standen im Mittelpunkt des Kurzbesuchs, zu dem Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier am Donnerstag nach Athen kam. Gegenseitiges Vertrauen sei in der Politik und der Diplomatie unverzichtbar und bilde „eine Basis, die wir dringend benötigen“, sagte Steinmeier bei einem gemeinsamen Auftritt vor der Presse mit seinem griechischen Amtskollegen Nikos Kotzias. Zuvor hatte Steinmeier bei einer Begegnung mit Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos erklärt, die deutsch-griechischen Beziehungen hätten gelitten, weil es „Missverständnisse“ gegeben habe. Nach den Wahlen in Griechenland komme es nun darauf an, „in unseren bilateralen Beziehungen wieder jenes hervorragende Klima herzustellen, das es traditionell gab.“

„Griechenland hat jetzt die historische Chance, seine Modernisierung entschlossen anzupacken.“
Frank-Walter Steinmeier bei seinem Griechenlandbesuch

Lobend äußerte sich der Bundesaußenminister zu den Reformanstrengungen in Griechenland. Er habe in seinem Gespräch mit Premierminister Alexis Tsipras den Eindruck gewonnen, dass sich Griechenland an die Übereinkünfte halte und das umsetzen wolle, was auf europäischer Ebene vereinbart worden sei. In einem Interview mit Griechenlands größter Zeitung „Ta Nea“ mahnte Steinmeier zur zügigen Umsetzung der vereinbarten Reformen. „Griechenland hat jetzt die historische Chance, seine Modernisierung entschlossen anzupacken“, sagte Steinmeier der Zeitung.

Es sei jetzt ganz wichtig, sich an den getroffenen Vereinbarungen zu orientieren und nicht bei jeder kleinen Schwierigkeit neue Wünsche zu formulieren, mahnte der Außenminister.

Breiten Raum in dem Gespräch mit Ministerpräsident Tsipras habe das Flüchtlingsthema eingenommen, hieß es in Teilnehmerkreisen. Tsipras habe kritisiert, dass einige Länder, wie Ungarn, sich dem Problem nicht stellten, so griechische Regierungskreise. Der griechische Premier habe dargelegt, welche großen finanziellen und organisatorischen Herausforderungen der Flüchtlingsstrom für sein Land bedeute. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Jahresbeginn bereits rund 560 000 Menschen über das Mittelmeer nach Griechenland gekommen. Steinmeier sagte, zur Bewältigung der Flüchtlingskrise brauche man „mehr Europa, aber auch eine gerechte Verteilung der Lasten“.

Im Interview mit „Ta Nea“ sagte Steinmeier den Griechen Unterstützung bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise zu. Es sei klar, dass Griechenland gerade jetzt, wo das Land versuche, wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen, den Zustrom als besondere Last empfinde. „Wir stehen in dieser Krise zusammen, wir werden Griechenland bei der Bewältigung dieser großen Herausforderung tatkräftig unterstützen“, sagte Steinmeier der Zeitung.

Wenige Stunden vor Steinmeiers Ankunft in Athen hatten sich in der östlichen Ägäis mehrere Flüchtlingstragödien ereignet. Vor der Insel Lesbos kenterte ein Flüchtlingsboot mit fast 300 Passagieren. 242 Menschen konnten von der Küstenwache gerettet werden. Mindestens acht Menschen, darunter fünf Kinder, sind bei dem Unglück ertrunken. 34 Menschen wurden am Donnerstag noch vermisst. An der Suche beteiligten sich Fischerboote, Patrouillenboote und ein Rettungshubschrauber der griechischen Küstenwache sowie ein Helikopter der EU-Grenzschutzagentur Frontex. Vor der Küste von Samos barg die Küstenwache die Leichen eines Mannes und zweier Kinder aus dem Meer. Bei der Insel Agathonissi ertranken zwei weitere Kinder und eine alte Frau. Ein Kleinkind wurde vermisst. Im Krankenhaus von Mytilini verstarb ein fünfjähriger Junge, den die Retter tags zuvor bewusstlos von einem Schlauchboot geborgen hatten. Trotz stürmischer See versuchen jeden Tag hunderte Flüchtlinge, von der Türkei zu einer der griechischen Inseln zu gelangen. Allein in den vergangenen zwei Tagen hat die griechische Küstenwache nach eigenen Angaben über 900 Menschen aus dem Meer gerettet.

 
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