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Standpunkt: Zu wenig, zu spät
Von Gerd Höhler red.politik@mainpost.de
 |  aktualisiert: 18.07.2013 19:22 Uhr

Das Konzept, das Finanzminister Wolfgang Schäuble am Donnerstag bei seinem Athen-Besuch auf den Weg brachte, klingt gut: Eine Förderbank, ausgestattet auch mit deutschen Finanzmitteln, die griechischen Klein- und Mittelbetrieben jene Kredite geben soll, die sie wegen der chronischen Liquiditätsklemme bei den Geschäftsbanken nur noch selten bekommen.

Die Zielrichtung stimmt, denn kleine und mittelgroße Unternehmen sind das Herz der griechischen Wirtschaft, sie steuern über 80 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Aber die finanzielle Ausstattung des geplanten Wachstumsfonds ist mit 500 Millionen Euro viel zu klein. Denn die Probleme sind riesig. Rund 70 000 griechische Klein- und Mittelbetriebe haben in den vergangenen zwei Jahren in Griechenland bereits Konkurs anmelden müssen. Seit Beginn der Krise haben 900 000 Menschen ihre Arbeitsplätze verloren.

Namhafte Ökonomen warnten unermüdlich, dass der einseitige Sparkurs nicht zum Ziel führt, weil er die griechische Wirtschaft abwürgt und das Land immer tiefer in eine Spirale aus Arbeitslosigkeit und Armut treibt. In Berlin wischte man diese Bedenken beiseite und hielt eisern an dem Spardiktat fest. Das Ergebnis dieser Politik ist verheerend: Mehr als jeder vierte Grieche ist arbeitslos. Die Menschen verlieren den Glauben an Europa.

Schlimmer noch: Die Fundamente der Demokratie sind in Gefahr, abzulesen am Aufstieg der Neonazi-Partei Goldene Morgenröte. Vor zwei Jahren hätte ein Wachstumsfonds die Folgen des Sparkurses noch abfedern und das Schlimmste verhindern können. Jetzt aber kommt er wohl leider zu spät.

 
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