Eigentlich ist Jeff Sessions ein Mann ganz nach dem Geschmack von Donald Trump. Den Ku-Klux-Klan fand er als junger Bundesrichter nicht so schlimm. Dafür kämpft der Methodist mit umso größerem Eifer gegen Schwangerschaftsabbrüche und illegale Einwanderer.
Im Februar 2016 warb der damalige Senator mit einer roten „Make-America-Great-Again“-Kappe vor 25 000 Zuhörern in seinem Heimatstaat Alabama als einer der ersten prominenten Republikaner für den unkonventionellen Präsidentschaftskandidaten.
Kontakte zu Russen
Trotzdem hat Sessions ein Problem: Er ist Jurist und kein Mafiosi. Weil er selbst Kontakte zu russischen Offiziellen unterhielt, hat er sich früh aus der Russland-Untersuchung zurückgezogen und das Verfahren seinem Stellvertreter übergeben.
Und aus Sorge vor rechtlichen Konsequenzen weigert er sich nun, die für Trump zunehmend heiklen Ermittlungen kurzerhand niederzuschlagen. Das bringt ihm die Wut und den Zorn des Präsidenten ein, der für die Gunst eines Kabinettspostens unbedingte Loyalität erwartet und das Weiße Haus zunehmend wie sein Eigentum betrachtet.
In Trumps Welt ist ein Justizminister so etwas wie der Leibwächter von Al Capone. Das macht Sessions nicht mit. Sein Rauswurf ist daher nur eine Frage der Zeit. Es wäre der bislang skandalöseste Beleg für die Behinderung der Justiz durch Trump.
Narzisstischer Autokrat
Wenn der Nachfolger dann die Russland-Ermittlungen einstellt und Trump seine Vertrauten begnadigt, wäre die optimistische These von den ehrwürdigen amerikanischen Institutionen, die sich dem narzisstischen Autokraten schon entgegenstellen werden, auf erschreckende Weise widerlegt.
Vor einem Jahr noch hätte alleine dieser Gedanke zu einer Revolte bei den Republikanern geführt. Inzwischen ist kaum noch jemand in Sicht, der sich dieser dramatischen Entwicklung mutig entgegenstellt.