Sieben Wochen sind seit der Bundestagswahl vergangen. Sieben Wochen, in denen die Politik praktisch ruhte. Erst geschah drei Wochen nichts, um die vorgezogenen Wahlen in Niedersachsen Mitte Oktober nicht zu belasten, danach begannen zwar die Sondierungsgespräche zur Bildung einer Jamaika-Koalition, doch diese kamen bislang kaum von der Stelle. CDU, CSU, FDP und Grüne sind, zumindest gegenüber der Öffentlichkeit, fast ausschließlich damit beschäftigt, ihre eigenen Positionen zu verteidigen und zu erklären, was alles nicht geht, statt auszuloten, was gehen könnte. Das Trennende wird hervorgehoben, das Verbindende vernachlässigt. So sitzen sie alle in ihren Trutzburgen hinter den hochgezogenen Zugbrücken – um gleichzeitig allen anderen vorzuwerfen, sich hermetisch zu verschanzen und nicht zu bewegen.
Kein Wunder, dass die Geduld der Deutschen mit den Jamaika-Sondieren zu Ende geht. Die Begeisterung für das neue Bündnis ist laut Umfragen merklich abgekühlt: Nur noch 45 Prozent der Deutschen bewerten diese Koalition positiv. Im Oktober waren es noch 57 Prozent. Das bekommt vor allem die Merkel-Union zu spüren.
Weil die Kanzlerin die öffentliche Bühne bereitwillig Christian Lindner, Alexander Dobrindt oder Cem Özdemir überlässt, statt den Eindruck zu vermitteln, entschlossen und mit Nachdruck zu verhandeln, sacken CDU und CSU auf 30 Prozent ab, ihr schlechtester Wert seit 2006.
Diese Ungeduld der Bürger hinterlässt Eindruck bei den Sondierern. Sie haben erkannt, dass sie allmählich ihre Festungen verlassen und ihre Maximalpositionen aufgeben müssen, sollen die Verhandlungen nicht in die Sackgasse führen. Und so sind tatsächlich erste Annäherungen zu erkennen, langsam und vorsichtig, aber immerhin.