Wenn man die Stimmung auf der internationalen Gaza-Konferenz in Kairo auf einen Nenner bringen sollte, dann müsste man sagen: die internationale Gemeinschaft hat den Nahostkonflikt satt, total satt, seine immer wüsteren Auswirkungen, seine humanitäre Megakrise sowie das endlose Getue und Getrickse der Protagonisten.
Israels Blockade-Politik, vor acht Jahren von dem damaligen Premier Ehud Olmert eher aus dem Stegreif und aus innenpolitischem Kalkül verhängt, hat sich als katastrophale Sackgasse entpuppt. Die norwegischen Mitinitiatoren der Kairo-Konferenz haben ausgerechnet, es würde mindestens 20 Jahre dauern, die jüngsten Kriegsschäden aus dem Juli und August zu beseitigen, wenn der von Israel erlaubte Import nach Gaza bei den gegenwärtigen Kapazitäten bleibt. Verzweiflung brütet Radikalität aus, weil die auf Dauer eingesperrten Menschen in dem Gefühl leben, nichts mehr zu verlieren zu haben.
Aber auch Israel erlebte jetzt zum ersten Mal, wie sehr sein Besatzerregime das Land innerlich vergiftet hat. Noch nie war die eigene Bevölkerung so verhetzt, noch nie so polarisiert wie nach dem jüngsten 50-Tage-Krieg. Und noch nie war so klar, dass Waffeneinsatz und Waffenstillstand allein keinen wirklichen Frieden bringen.