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Standpunkt: Maaßens Legende
Ludwig Sanhüter
Ludwig Sanhüter
 |  aktualisiert: 02.04.2019 13:07 Uhr

Ein Geheimdienstchef, der Teile der Regierung, für die er arbeitet, vor seinen europäischen Amtskollegen als „linksradikal“ bezeichnet – unvorstellbar. Doch Hans-Georg Maaßen hat genau das getan und damit auf gröbste Weise seine Pflicht zur Loyalität verletzt. Wie schon bei seinen umstrittenen Äußerungen zu den rassistischen Ausschreitungen in Chemnitz hat Maaßen zudem keine Anstalten gemacht, seine verschwörungstheoretischen Behauptungen mit Beweisen zu untermauern.

Maaßen hat nun mit seiner bizarren Abschiedsrede die goldene Brücke, die Innenminister Horst Seehofer ihm gebaut hat, in Brand gesteckt. Und damit auch den ihm stets wohlgesonnenen Innenminister weiter beschädigt. Seehofer ist ganz offensichtlich zutiefst enttäuscht vom Verhalten seines einstigen Schützlings.

Dass er ihn „nur“ in den einstweiligen Ruhestand versetzt und nicht zum noch schärferen Mittel der Entlassung gegriffen hat, mag am Rat der Juristen gelegen haben. Denn eine Straftat oder ein echtes Dienstvergehen hat Maaßen nach Lage der Dinge wohl nicht begangen. Würde ein Gericht eine nicht ausreichend begründete Entlassung aufheben, wäre Seehofer blamiert. Und Maaßen könnte weiter an der Legende stricken, er sei Opfer einer Verschwörung finsterer Kräfte in der Bundesregierung.

Vieles deutet darauf hin, dass Maaßen gezielt auf seine Versetzung in den Ruhestand hingearbeitet hat – um anschließend mit dem Nimbus des „Unbeugsamen“ eine neue Karriere zu starten. Wird die Quittung, die er jetzt für seine Illoyalität bekommen hat, Maaßens Fahrkarte in die Politik?

 
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