Frankreich startet mit einer Stimmung ins neue Jahr, die es schon lange nicht mehr gekannt hat: Optimistisch ist sie und überwiegend positiv. In den letzten Jahren fühlten die Menschen ihr Land, obwohl es zu den stärksten Volkswirtschaften der Welt gehört, bisweilen fast dem Untergang geweiht – so unzufrieden waren sie mit ihren Politikern. Doch seit der Wahl Emmanuel Macrons hat sich etwas gedreht.

Zwar konnte der 40-Jährige längst noch nicht alle Franzosen von sich überzeugen, der vielen weiterhin als Produkt einer verhassten Elite und „Präsident der Reichen“ gilt. Doch ihm ist es gelungen, in den ersten sieben Monaten seiner Präsidentschaft eine Dynamik zu entfachen, die den Eindruck zerstreut, Frankreich sei unbeweglich und nähere sich der diplomatischen Bedeutungslosigkeit.

Seine Auftritte mit internationalen Partnern von Donald Trump bis Angela Merkel sind stets von viel symbolischem Trommelwirbel begleitet.

Doch dieser Aktivismus kann etwas anstoßen – von der Organisation eines Umweltgipfels als Antwort auf Trumps Rückzug vom Pariser Klimaabkommen über ehrgeizige Vorschläge für eine europäische Vertiefung bis zum Versuch, bei der Lösung der Flüchtlingsfrage die Herkunftsländer in Afrika stärker miteinzubeziehen.

Bei der Umsetzung seiner Versprechen legt Macron ein erstaunliches Tempo vor. Von der Arbeitslosenversicherung über die Schule bis zum Arbeitsmarkt bleibt kein Bereich ausgespart. Letztlich will er Frankreich attraktiver für Investoren machen, starre Strukturen lockern, auch mehr Gerechtigkeit schaffen etwa bei der Angleichung der unterschiedlichen Rentensysteme für Beschäftigte im öffentlichen und im privaten Sektor.

Mit dieser Serie an geplanten Veränderungen mutet er seinen Landsleuten einiges zu. Doch wenn es Macron gelingt, das Land wirtschaftlich wie moralisch zu stärken, dann könnte die erfrischend positive Stimmung anhalten. Das ist mehr als wünschenswert – für Frankreich und für Europa.