Die Briten mögen ihren Inselstatus, auch den politischen. Gerade hat die Regierung wieder einmal den Eindruck, ihn verteidigen zu müssen. Gegen die Flüchtlinge, die in Calais täglich versuchen, durch den Eurotunnel ins Königreich zu gelangen. Großbritannien schottet sich ab und setzt auf Abschreckung. Dafür schickt die Regierung in London zusätzliche Zäune und Spürhunde ins Nachbarland, die Gesetze im Einwanderungsrecht sollen verschärft werden. Die Botschaft lautet: Sollen doch die anderen Länder das Flüchtlingsproblem lösen.
Geht es um gesamteuropäische Lösungsansätze, wie etwa eine Quote bei der Verteilung von Flüchtlingen, winken die Briten ab. Dafür werden jene Menschen, die nicht selten Jahre der Flucht vor Krieg, Gewalt und Verfolgung hinter sich haben, immer häufiger als Bedrohung dargestellt.
Premierminister David Cameron warnte vor „Schwärmen von Menschen“. Ein konservativer Abgeordneter forderte, Soldaten nach Calais zu schicken. Diese Rhetorik spielt dem rechten Flügel der konservativen Tories und den Rechtspopulisten der Anti-EU-Partei Ukip in die Karten. Und vor ihnen knickt Cameron allzu häufig vorschnell ein. Mit zusätzlichen Absperrungen wird jedoch nur an den Symptomen der Krise herumgedoktert.
Gleichwohl muss betont werden: In Großbritannien wurden noch keine Unterkünfte für Asylbewerber angezündet, rassistische Strömungen haben weniger Nährboden als in Deutschland oder Frankreich, und viele Einwanderer sind im Königreich besser integriert als in anderen EU-Staaten. Noch. Es ist ein Multi-Kulti-Land und wird das Sehnsuchtsziel für die Menschen in Calais bleiben. Zäune? Hunde? Schärfere Gesetze? Diese Schritte demonstrieren Hilflosigkeit. Der Politik müssen endlich wirkliche Lösungen einfallen.