Die gute Nachricht zuerst: Die Franzosen haben am Sonntag dem unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron die Chance gegeben, bei der Stichwahl am 7. Mai nächster Präsident Frankreichs zu werden. Und damit einem überzeugten Pro-Europäer und Vertreter einer jüngeren Politiker-Generation, der traditionelle Links-Rechts-Konfrontation aufbrechen und in der Mitte regieren will.
Dem Republikaner François Fillon bescherten die Wähler ein frühzeitiges Aus, der nach dem Skandal wegen Scheinbeschäftigung und den Betrugsvorwürfen nicht mehr glaubwürdig war – und zunächst sogar gleichauf mit dem Linkspopulisten Jean-Luc Mélenchon lag.
Auch den Sozialisten Benoit Hamon katapultierte das Votum ins Abseits. Seine Ideen wie die von einem bedingungslosen Grundeinkommen mochten innovativ erscheinen – aber auch illusorisch.
Die schlechtere Nachricht des Wahltages ist das hohe Ergebnis der Rechtspopulistin Marine Le Pen – auch wenn sie nicht erste Kraft wurde und hinter den eigenen Erwartungen zurückblickt. Der Chefin des Front National ist es gelungen, mit ihren Forderungen nach einem Einwanderungsstopp und einem Referendum über einen EU-Austritt viele Menschen an einer empfindlichen Stelle zu treffen: Sie stellt die Frage nach ihrer Identität. Ihre Wähler haben Angst, in der Globalisierung unterzugehen. Angst, gegenüber Muslimen und Ausländern womöglich in die Minderheit zu geraten.
Zwar gilt es als unwahrscheinlich, dass sie in zwei Wochen in der Stichwahl tatsächlich zur Präsidentin gewählt wird. Doch bemerkenswert erscheint bereits jetzt, dass ihre Qualifizierung keinen überrascht: Ein starker Front National ist längst Normalität, der Abschottung in jeder Hinsicht vorschlägt – wirtschaftlich, mental, politisch.
Diametral entgegengesetzt erscheint Emmanuel Macrons Ansatz, der Frankreich wieder Mut machen, Blockaden lösen, es nicht nur in Europa halten, sondern zu einem starken Partner ausbauen will. Wie eine gute Nachricht bei der Stichwahl lauten würde – und wie die schlechte? Die Antwort erscheint eindeutig.