Noch geht es der deutschen Wirtschaft prächtig, doch dass dies auch auf absehbare Zeit so bleibt, ist keineswegs so sicher, wie es die Bundesregierung darstellt. Euphorie ist fehl am Platz und das liegt längst nicht nur an den Gefahren, die von außen drohen: Etwa Handelskriege, Terrorismus, bewaffnete Konflikte, Cyberkriminalität, steigende Zinsen oder die Folgen des Brexit, die noch kaum einzuschätzen sind. Sondern auch an hausgemachten Fehlern.
So hat es die Politik sehenden Auges zugelassen, dass Deutschland bei der Digitalisierung immer weiter den Anschluss verliert. Was etwa flächendeckend schnelles Internet betrifft, sind uns andere Industrieländer um Längen voraus. Im Bereich der Künstlichen Intelligenz geben die USA und China den Ton an. Und die vom Staat gepäppelte Autoindustrie, das durch den Dieselskandal angekratzte Aushängeschild der deutschen Wirtschaft, droht bei den zukunftsträchtigen, sauberen Antriebstechniken, nach denen der Weltmarkt immer stärker verlangt, ins Hintertreffen zu geraten.
Arm an Bodenschätzen, hat Deutschland Bildung, Forschung und Entwicklung in den vergangenen Jahren zu wenig gefördert. Zudem gibt es noch keine schlüssigen Antworten auf die drängenden Fragen, die die Überalterung der Gesellschaft mit sich bringt. Die Hoffnung, dass mit den zahlreichen Zuwanderern in ausreichender Zahl die dringend benötigten Fachkräfte ins Land kommen, hat sich bislang nicht bewahrheitet.
Um den Wirtschaftsstandort dauerhaft konkurrenzfähig zu halten, muss die Große Koalition schnellstens die Versäumnisse der Vergangenheit aufarbeiten: Die Infrastruktur in Ordnung bringen, das Bildungssystem zukunftsfest machen. Das erlauben die im Moment gut gefüllten Staatskassen auch.
Die Großkoalitionäre sollten dagegen die Finger davon lassen, mit den sprudelnden Steuermilliarden und mit Blick auf Wählerstimmen immer neue Wohltaten für immer mehr Zielgruppen einzuführen.