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Standpunkt: Eine sichere Wahl
Von Ludwig Sanhüter ludwig.sanhueter@mainpost.de
 |  aktualisiert: 13.03.2013 22:30 Uhr

Nach nur wenigen Wahlgängen steht der Nachfolger von Joseph Ratzinger beziehungsweise Benedikt XVI. als Papst fest: Franziskus I. Die Kardinäle waren sich ihrer Entscheidung rasch sicher geworden – es war ein kurzes Konklave. Der argentinische Kardinal Jorge Bergoglio war beim letzten Konklave noch der stärkste Kontrahent Joseph Ratzingers. Ihm geht der Ruf voraus, ein Reformer sein zu können. Mit dem österreichischen Kardinal Schönborn ist er zusammen in der konservativen und sozial engagierten Bewegung Comunione e liberazione tätig.

Auch der Name dürfte Programm sein: Der heilige Franz von Assisi steht für ein ebenso kompromissloses wie herzliches Christentum, für Menschenliebe und Milde. In der Geschichte der Kirche galt Franziskus nicht selten geradezu als Gegenpol zur reichen und machtbewussten römischen Papstkirche.

Ein konservativer Theologe, der sich engagiert den Herausforderungen der Welt stellt, der Reformen und Tradition zu verbinden weiß und zudem schon in höherem Alter ist: Die Kardinäle wollten auch sichergehen. Umwälzungen kann die katholische Kirche jetzt genauso wenig vertragen, wie sie noch länger den Stillstand aushält.

Eine Aufgabe, der sich jeder Papst stellen muss, ist die Reform der Kurie. Der Vatileaks-Skandal hat endgültig gezeigt, wie verkommen die Verwaltung dort ist und wie wenig offenbar ein Teil der dort tätigen Kleriker sich an die katholische Moral gebunden fühlt.

Ebenso notwendig ist eine bessere Zusammenarbeit mit den Bischofskonferenzen rund um die Welt. Der vatikanische Zentralismus ist nicht mehr zeitgemäß, zu unterschiedlich sind die Verhältnisse, zu selbstbewusst auch die Menschen in den verschiedenen Erdteilen.

Vor allem Deutschland, das Land der Reformation, sieht Reformbedarf: Die Rolle der Frauen in der Kirche, die Kritik am Pflichtzölibat, die Ökumene – der Graben zwischen Sonntagspredigten und dem Leben vieler Gläubiger wurde tiefer und tiefer. Nicht wenige leben nach ihrem Gewissen und haben Abschied genommen von den Vorschriften. Der ewige Verweis aus Rom, dies seien typisch deutsche Befindlichkeiten, und im Rest der Weltkirche sehe man das anders, hat sich überlebt.

Ein Papst, der mit dem Mut, der Beharrlichkeit und der Menschenliebe eines heiligen Franziskus antritt, übernimmt ein schweres Amt.

 
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