Der Luftverkehr in Deutschland wächst und damit wachsen auch die Probleme. Denn was nicht im gleichen Maße wächst, ist die Infrastruktur. Es fehlt an Maschinen, Personal und Kapazitäten auf den Flughäfen.
Die Folge sind chaotische Zustände, wie sie in diesem Sommer Hunderttausende Fluggäste erleben mussten. Frust über verspätete oder gar abgesagte Flüge hat so manchen Urlaub gründlich verdorben.
Ob die Maßnahmen, auf die sich Bund, Länder und Luftfahrtbranche nun bei einem Gipfel in Hamburg geeinigt haben, die Probleme wirklich lösen können, ist fraglich. Denn das vereinbarte Paket enthält vor allem Absichtserklärungen, die gut klingen, deren Einhaltung aber kaum einzufordern ist. Mehr Puffer, mehr Personal, mehr Kapazitäten – all das wäre wirklich wichtig.
Doch in einer Branche, die von mörderischem Preiskampf und immensem Kostendruck geprägt ist, bringen freiwillige Selbstverpflichtungen erfahrungsgemäß wenig. Im Luftverkehr darf deshalb nicht das Prinzip „Wachstum um jeden Preis“ gelten. Die Politik muss klare Standards definieren, damit Pünktlichkeit und Verlässlichkeit wieder zur Regel auf deutschen Flughäfen werden.
Unbarmherziger Markt
Auffällig ähnelt die Situation im Luftverkehr dabei der im Straßenverkehr. Im Kampf für saubere Luft in den Städten hat die Regierung der Autoindustrie viel zu viel durchgehen lassen, einschließlich der millionenfachen gesetzeswidrigen Manipulation der Abgaswerte von Dieselmotoren.
Die Folgen sind bekannt. Erste Fahrverbote sind beschlossen, weitere drohen. Der Verlust an Vertrauen in Politik und Autoindustrie ist gewaltig.
Auch die Luftfahrtbranche sägt derzeit am Ast, auf dem sie sitzt. Die unbarmherzigen Mechanismen des Marktes lassen den einzelnen Unternehmen auch gar keine andere Wahl als immer knapper zu kalkulieren.
Der Luftverkehrsgipfel mag die richtigen Probleme angesprochen und die geeigneten Gegenmaßnahmen definiert haben. Doch weil der Abschlusserklärung die Verbindlichkeit fehlt, droht sie sich als Luftnummer zu erweisen.